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Europäische Entwicklungen im Fliegenwerfen

Europäische Entwicklungen und Tendenzen im Fliegenwerfen

Göran Andersson and GF
Göran Andersson and GF demo at Fly Fair


In den letzten Jahren hat sich in
Zentraleuropa in Bezug auf revolutionäre Wurfneuheiten nicht sehr viel getan. Meist waren es die gleichen Würfe, die von anderen Werfern publiziert unter anderen Namen irgendwo anders auftauchen. Dies führte zu viel Verwirrung unter den Fliegenfischern. Wenn man über etwas redet, so sollte man doch die gleiche Basis(gleichen Begriffe) verwenden...

Während in Zentraleuropa die "Luftwürfe" (Begriff GF) schon sehr gut ausgereift sind, was wir in erster Linie den Herren Ritz und Gebetsroither(Gebetsroither Technik) zu verdanken haben, deren Erkenntnisse ausreichend publiziert und nach dem Tod
Hans Gebetsroither, von vielen Instruktoren noch geringfügig modifiziert und an das Gerät angepasst wurden, so war im Bereich der "Wasserwürfe" (Begriff GF) also der Rollwürfe, Switch Casts, Unterhand Würfe, Spey Casts ... noch ein gewisser Handlungsbedarf vorhanden. In diesem Bereich habe ich in den letzten 20 Jahren versucht, vorhandene Würfe zu optimieren und effektivere Formen zu finden. Daraus sind Würfe wie der Snap-T oder der Snap-Z(Form für Fortgeschrittene) entstanden. Auch im Bereich des Doppelzuges haben meine Optimierungen  Verbreitung gefunden. Optimierung kann einerseits angenehmeres Fischen oder Werfen (weniger Krafteinsatz) oder aber auch größere Weite bedeuten. Nicht immer sind beide Ziele gleichzeitig im Vordergrund. In erster Linie sollte es uns ums Fischen gehen und nicht um eine Weitenjagd. Diese gehört in den Casting-Bereich. Fliegenfischen bedeutet für mich Eleganz, Harmonie, Leichtigkeit und ganz sicher kein übermäßiger Krafteinsatz verbunden mit Geplatsche. Leider gibt es auch sehr zweifelhafte Entwicklungen mit Würfen, die nur der Show aber keineswegs dem Fischen dienen. Bei meinen Würfen steht der Fisch im Mittelpunkt, und ... der will nicht gestört werden.

 

Modernes Werfen mit europäischen Techniken

Ein Großteil der in Mitteleuropa bekannten Wasser-Trick-Würfe stammt vom Schweden Göran Andersson der in diesem Bereich wertvolle Pionierarbeit geleistet hat. Mit seiner Unterhand Wurftechnik hat er vor Jahrzehnten auch die wohl zukunftweisende Technik für die Zweihand Fliegenfischerei entwickelt. Diese Technik mit der einzigartigen schnellen Beschleunigung durch die untere Hand, bei gleichzeitig gerader Bezegung der Rutenspitze(short stroke-straight line) wird inzwischen von vielen Speycastern "missbraucht" und gar als Modern Speycasting bezeichnet, obwohl die eigentliche Speycasting Technik, eine exzellente und eigens für die damals an den großen schottischen Lachsflüssen verwendeten schweren, langen und sehr weichen (langsamen) Zweihand Fliegenruten entwickelte Technik, mit der Unterhand Technik kaum etwas gemein hat (siehe Diskussion). Auch Simon Gawesworth (Snake Roll, Anfang der 80er Jahre) und Michael Evans haben im Vereinigten Königreich zur Weiterntwicklung des Werfens mit der Zweihandrute beigetragen.

Nicht vergessen werden darf auch die Italienische Wurfschule um Roberto Pragliola (TLT Stil), die hier, nicht zuletzt auch aufgrund der Gerätewahl (leichtes und sehr schnelles Gerät für die Trockenfliegenfischerei), eigene Wege gegangen und neue Impulse gebracht hat. Für mich ist sie die beste, gleichzeitig aber auch schwierigste Technik für das Trockenfliegenfischen (das Werfen von Mikronymphen ist damit auch noch möglich). Der Niedergang der Gewässer mit einhergehender Reduktion der Insektenzahl hat zum Rückgang der Trockenfliegenfischerei geführt, was auch die Italienischen Fliegenfischerschulen zu spüren bekommen haben. Mit reinem Trockenfliegenfischen kann man heutzutage leider nicht mehr das Auslangen finden.

Mein persönlicher Beitrag zum modernen Fliegenwerfen liegt in der Entwicklung zahlreicher spezieller Trickwürfe und Techniken(Magic Switch, Snap-T, Snap-Z, moderne Backhand Wurftechnik, spezieller Doppelzug, Dunker, Side Roll Snap, ...), die in den letzten 20 Jahren den Weg in die internationale Fliegenfischerei gefunden haben und zwischenzeitlich rund um den Globus bekannt, ja im Falle des Snap-T gar zum fixen Bestandteil des Repertoirs der meisten "Speycaster" gehören.

In den letzen paar Jahren Jahren kamen außer den erwähnten keine wesentlichen Erkenntnisse oder Neuerungen in den Wurftechniken mehr hinzu. Auf den FF-Shows tummeln sich heute fast ausnahmslos nur noch Replikanten, die keine Neuerungen sondern ausschließlich Techniken und Entwicklungen anderer weitergeben und dies mangels ausreichender Kenntnis leider meist auch nur fehlerhaft. Titel im Castingsport haben nichts mit dem praktischen Fliegenwerfen gemein, und die dort verwendeten Techniken sind selbst auf das Distanzwerfen beim Fliegenfischen nur bedingt übertragbar, da auf der Wiese keine Haken verwendet werden und beim Castingsport auch das Touchieren des Bodens erlaubt ist.

Die Ausbilderszene in Europa ist durch das EFFA Fliegenfischer Instruktoren Zertifizierungsprogramm vereint, sehr aktiv und bestrebt durch neue und bessere Schulungsmethoden optimale Lernerfolge zu erzielen. Dies lässt vor allem in Bezug auf die Effizienz der Schulungen erkennen. Das EFFA Prüfungsprogramm für Fliegenfischerintruktoren leistet somit einen wichtigen Beitrag dazu, dass  fundiertes Wissen und Können weitergegeben wird und somit durch den angestrebten Multiplikatoreffekt der wurftechnisch hohe Standard in Europa noch weiter verbessert werden kann. Durch die Vielfalt der Stile der an diesem Programm beteiligten Persönlichkeiten wurde ein reger Austausch von Informationen in Gang gesetzt, der letztendlich allen Lernwilligen zu gute kommt.

lesen Sie den Überblick über die Entwicklungen in den USA

 

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