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5. IBRA Meeting in Sansepolcro(IT)

Am Christi Himmelfahrtswochenende hatte es terminlich geklappt, und so konnte ich endlich die längst überfällige Einladung der IBRA (Italian Bamboo Rodmakers Association) wahrnehmen, um an ihrem Treffen eine Wurfdemonstration zum Thema Splitcane Ruten zum Besten geben. Die IBRA besteht nun das 5. Jahr und veranstaltet jährlich ein Mitgliedertreffen, um Ideen auszutauschen und auch ausländische Referenten zum Thema Gespliesstenbau zu Wort kommen zu lassen.

 

bamboo only day

Günter Feuerstein und Gespliesste, wie passt das zusammen?, wird sich der Eine oder Andere sicher fragen. Zu recht, denn für meine Werferei, die sich oft an den Grenzen des Machbaren bewegt, ist natürlich ein entsprechendes Gerät erforderlich, damit das Werfen nicht zu einem Kraftakt ausartet. Durch die immer leichter werdenden Gespliessten und auch aufgrund der Tatsache, dass Roberto Pragliola Tapers zum Rutenbau beisteuerte, wurde ich neugierig, inwiefern die neue Generation von Splitcanes meine Werferei zu unterstützen im Stande wäre. Wenn der extrem schnelle TLT Wurf mit einer Gespliessten möglich sein sollte, sollte dies eventuell auch für meine Werferei zutreffen. So fand ich mich schliesslich mit vielen Fragezeichen im Hinterkopf in Sansepolcro ein, um - ich möchte es gleich vorwegnehmen - ein wirklich tolles und informatives Wochenende mit Bamboo Liebhabern zu erleben. Neben den italienischen Rutenbauern waren auch der ehemalige Besitzer der Winston Rod Company Glenn Bracket und Jerry Kustich aus den USA sowie Rolf Baginsky(DE) und Philipp Sicher(CH) vor Ort. Dies ermöglichte einen guten Austausch von Wissen sowie neuen Techniken und Materialien, die in diversen Seminaren vermittelt wurden. Auch Roberto Pragliola war natürlich vor Ort und demonstrierte seinen Schülern wie man meisterlich TLT wirft.

 

Alto Tevere Tailwater

Das IBRA Headquarter befindet sich in Sansepolcro in der Toskana unweit des Tevere Tailwaters. Der Tevere (=Tiber) wird von einem Staudamm gespeist, der erst vor wenigen Jahren erbaut wurde. Der Fischbestand besteht aus Bachforellen und Äschen. Im untersten Bereich sah ich auch einige Schuppenkarpfen, die den Weg über den Dammablass in den Fluss fanden, als es vor drei Jahren ein größeres Hochwasser gab. Teilweise darf man im Tevere Tailwater mit kapitalen Bachforellen rechnen, die im Fluss groß geworden sind. Sie lauern jedoch meist unter dem Buschwerk, und erst wenn ein kleiner Fisch sich an der Fliege vergriffen hat, verlassen sie ihren Unterstand, um ihm hinterher zu jagen. Das Gewässer ist sehr abwechslungsreich strukturiert und bietet eine sehr interessante und anspruchsvolle Fischerei. Leider war das Wasser(trotz 32°C Lufttemperatur) noch sehr kalt und so war die Oberflächenaktivität stark reduziert. Kleine Nymphen waren schliesslich der Schlüssel zum Erfolg, obwohl vereinzelt auch Fische auf die Trockene gingen. So gegen Mittag war die Aktivität am höchsten. Die beste Fliegenfischerei am Tevere erwartet den Fischer im Juli und August. Nichtsdestotrotz konnte ich auch eine schöne Bachforelle landen und ein wesentlich größerer Fisch verabschiedete sich wieder. Die Bachforellen, besonders die größeren Exemplare, beißen sehr vorsichtig und der Haken sitzt, wenn man es schafft, ihm Halt zu verschaffen, praktisch ausnahmslos in der Maulspitze. Was das bei einer großen Bachforelle bedeutet, weiß jeder erfahrene Fliegenfischer. Dort den Haken auf Dauer zu setzen, ist extrem schwierig und auch mit etwas Glück verbunden.


Bamboo Only day

Ich muss gestehen, dass ich bis zum Bamboo Only Day am Freitag noch nie mit einer Gespliessten einen ganzen Tag lang gefischt hatte, doch es machte wirklich Spass. Die Rute, die mir zur Verfügung gestellt wurde, wurde vom Präsidenten Gabriele Gori persönlich nach einem Taper von Roberto gebaut und ich staunte nicht schlecht, was sie zu bieten hatte. Selbst meine Frau tat sich mit der Rute unheimlich leicht und warf damit sehr passabel. Zwar sind Kohlefaserruten sicher den Gespliessten in allen Belangen überlegen, doch dies kommt erst zum Tragen, wenn es um spezielle Situationen geht. Für die normale Fischerei stehen die heutigen Gespliessten den High Tech Ruten kaum nach und es lässt sich schön damit fischen. Die Geräte wiegen heutzutage schon deutlich unter 100g und so ist auch der Gewichtsfaktor nicht mehr so ausschlaggebend, wenn es um die Entscheidung zum Kauf einer Gespliessten geht. Wenn man dann noch den Aufwand zur Herstellung eines solchen Schmuckstückes sieht, so ist auch der Preis verständlich. Wenn man lebendes Material liebt, so kann man heute selbst als anspruchsvoller Werfer mit gutem Gewissen nach einer Gespliessten greifen. Es wird sicher nicht das letzte Mal sein, dass ich mit einer Gespliessten gefischt habe. Das Gefühl ist anders, doch irgendwie besonders und zweifelsohne eine interessante Erfahrung. Probieren Sie es einfach aus!


Günter Feuerstein Bachforelle mit Gespliesster
nice 50 cm brownie caught with a split cane rod
Copyright © Günter Feuerstein