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Fliegenfischen am Alpenrhein

Herbstzeit ist Felchenzeit am Alpenrhein

Der Alpenrhein oberhalb des Bodensees ist die längste, nicht durch Kraftwerke im Flusskontinuum unterbrochene Flussstrecke in den Alpen. Dennoch hat der 1968 gebaute Damm bei Reichenau die Fischbestände unterhalb davon stark in Mitleidenschaft genommen - um nicht zu sagen - zerstört. Dutzende Kraftwerke in den Zuflüssen oberhalb und unterhalb Reichenaus haben dazu beigetragen. Hinsichtlich des Fischbestandes ist der Fluss nur ein Schatten dessen, was er in alten Zeiten war. Vor 50 Jahren konnte ein guter Fischer am Alpenrhein noch dutzende Bachforellen und Äschen pro Tag fangen. Heute ist der Fluss mehr oder weniger vollkommen vom Besatz abhängig, auch wenn man in der Presse zeitweise Gegenteiliges hört. Die Fortpflanzung im Alpenrhein selbst ist erwiesenermaßen unmöglich. Trotzdem gibt es noch Fische, die im Herbst vom Bodensee stromaufwärts wandern, um zu laichen. Renken (coregonus lavaretus) sind im Bodensee wegen der Besatzprogramme der lokalen Fischereibehörden sehr zahlreich. Ein Teil von ihnen wandert im September stromauf, um im Fluss zu laichen, nichtsahnend, dass ihre Eier später vom bis über einen Meter hohen Schwall, der täglich 2-3 Mal auftritt, zerstört oder eingesandet werden. Einige der seeresidenten und der besetzten flussresidenten Regenbogenforellen ereilt das gleiche Schicksal, doch ein großer Teil von ihnen laicht erfolgreich in den Giessen im Fürstentum Liechtenstein, Sankt Gallen und Vorarlberg ab, da die Fische dort geeignete Laichhabitate vorfinden und von Oktober bis April geschont sind. So haben die meisten von ihnen die Laichgewässer bereits wieder in Richtung Bodensee verlassen, bevor Angler ihnen nachstellen können.

Der Alpenrhein hat zwischen Mitte Septembers und April einen guten Wasserstand, der  auch die Fischerei  mit der Fliege möglich macht. Bis Anfang Novembers ist die Regenbogenforelle und Renke in Vorarlberg befischbar, während die Fischerei für die Bachforelle am 30. September geschlossen wird. In Sankt Gallen und Liechtenstein können die Forellen bis am 30. September, die Renken aber ebenfalls bis Ende Oktobers gefangen werden. Danach genießen diese Fische eine 6-wöchige Schonzeit (die leider nicht für die Kraftwerksbetreiber gilt, die dann ihre Eier zerstören). Nur die Äsche ist bis zum 1. Februar zum Fang freigegeben. Es werden jedoch jedes Jahr aus den bereits erwähnten Gründen nur wenige Äschen gefangen. Diese Fischart leidet mit am meisten unter dem Schwallbetrieb.

Die beste Zeit, um den Alpenrhein zu befischen, ist der September und Oktober, wenn die Möglichkeit besteht, einige Felchen oder vielleicht gar eine der begehrten großen Regenbogenforellen aus dem Bodensee zu ernten, die kurz vor Beginn der Schonzeit im Alpenrhein auftauchen. Die Felchen und Regenbogenforellen lassen sich mit der Nymphe gut überlisten, wenn man den Fluss kennt. Ohne Kenntnis des Gewässers bleibt man in den meisten Fällen Schneider. Mit dem Streamer kann man sowohl Glück auf eine Regenbogenforelle als auch auf eine Seeforelle haben. Leider fischen am Alpenrhein besonders am Schweizer Ufer noch viele wie zu Grossmutter's Zeiten mit Würmern, Fischchen am System  und anderen Naturködern, während am Vorarlberger Ufer bereits zahlreiche Fliegenfischer der große Teil der Angler jedoch zumindest mit Kunstködern unterwegs sind. Nützen Sie ihre Chance, fischen Sie fair, und genießen Sie den Fluss während der herrlichen Herbsttage!

 

Die eine oder andere Regenbogenforelle kann auch noch bei Saisonbeginn im Februar gefangen werden, doch die meisten von ihnen sind dann bereits wieder im Bodensee. Die erfolgreiche Fischerei im Frühjahr auf noch im Alpenrhein verbliebene Regenbogenforellen der Seeform ist vom Wetter abhängig. Taut es schon früher wie gewohnt im Januar, so sind bis zum Beginn der Forellenfischerei am 1. Februar die Regenbogenforellen schon wieder in den Bodensee abgewandert.

Während der letzten 5 Jahre(Stand 2019) hat der Aufstieg der Regenbogenforellen vom Bodensee kontinuierlich nachgelassen. Grund dafür ist der fast voständige Verlust der Laichgebiete im Werdenberger und Liechtensteiner Binnenkanal aufgrund fehlender  Grundwasseraufstösse in die besagten  Gewässer. Durch das Versiegeln der Gewässersohle bzw. das Loskoppeln vom begleitenden Grundwasserstrom, ist eine gute Versorgung der Forelleneier mit Sauerstoff im Interstitial nicht mehr wie früher möglich.

Die Seeform der Regenbogenforelle musste somit neue Laichmöglichkeiten finden. Sie laicht jetzt - allerdings in weit geringerem Ausmaß als früher - weit stromauf in einzelnen Giessen auf der Höhe von Landquart/Untervaz in Graubünden. Fänge von migrierenden Regenbogen-Seeforellen sind in den ehemaligen Topgebieten um die Ill- und Schluchmündung nur noch vereinzelt möglich.

 

Hier noch ein Link zu einem Artikel von mir zum Felchenfischen am Alpenrhein erschienen in der Vorarlberger Jagd & Fischerei aus dem Jahre 1993.

Felchenhochzeit am Alpenrhein

Rückzug der Felchen

 

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