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Czech nymphing is not fly fishing

Kein Czech Nymphing in Fly-Only-Gewässern!

In den achtziger Jahren begannen Meisterschaften im Fliegenfischen populär zu werden. Die FIPS Mouche begann damit, internationale Meisterschaften zu organisieren. Eine jener Meisterschaften fand in Polen statt, aber die Einheimischen dort hatten keine richtigen Fliegenschnüre. So wurde ihnen erlaubt, gewöhnliche Schnüre zu verwenden. Sie knoteten einfach monofile Schnüre von 0,50 mm Durchmesser direkt an die Rutenspitze. Die einzige Möglichkeit für sie bestand darin, stark beschwerte Fliegen auf kurze Entfernung (genau genommen direkt unter der Rutenspitze) zu fischen. Sie ließen einfach ihre Schwergewichtsnymphen für ein paar Sekunden über den Boden rollen, um sie dann durch einen Schwipp wieder stromauf zu befördern. Es war eine sehr alte Technik, die noch heute von Schwarzfischern verwendet wird, um ihre zappelnden Würmer den Forellen maulgerecht zu präsentieren.

 

 

Sieger einer Fliegenfischermeisterschaft ohne Fliegenrute und Fliegenschnur

Was niemand erwartet und der Veranstalter wohl auch nicht erhofft hatte, trat ein. Die Polen gewannen diese Fliegenfischer(!) Meisterschaft. Anstatt sofort zu reagieren und für die Zukunft solche Fischereimethoden aus dem Regelwerk der FIPS Mouche explizit zu verbannen, da für diese Technik ja eigentlich weder Fliegenrute noch Fliegenschnur notwendig sind, wurde dies toleriert. So wurden die Polen im Jahr darauf gar Weltmeister. Angespornt von den Erfolgen der Polen versuchten die Tschechen diese Technik mit der Fliegenrute und konventionellen Fliegenschnüren zu verfeinern. Dies gelang ihnen auch durch ihre hervorragenden Nymphen, wenn auch die Fliegenschnur beim Fischen selbst fortan nur Alibicharakter haben sollte, da sie auch bei Turnieren kaum mehr als 1m aus der Spitze der Rute ragt und nicht die Funktion hat, die sie bei einem gewöhnlichen Fliegenwurf haben sollte. Nichtsdestotrotz gewannen die Tschechen im Jahr darauf die Weltmeisterschaft und prompt wurde die "neue" Technik als Czech Nymphing propagiert und von zahlreichen Fliegenfischermagazinen verbreitet.

Auch die Printmedien waren offenbar froh, wieder etwas Neues über das Fliegenfischen berichten zu können. Selbst bekannte Fliegenfischer im englischsprachigen Raum versuchten sich fortan als Trittbrettfahrer, um auf den Zug aufzuspringen. Zahlreiche Artikel erschienen in mehreren Ländern. Offenbar war auch den Redakteuren entgangen, was denn Fliegenfischen eigentlich besonders macht und welche zweifelhafte Entwicklung sie damit begünstigt hatten.

Was bedeutet Fliegenfischen überhaupt?

Als Fliegenfischen bezeichnet man das Fischen mit Fliegenrute, Fliegenrolle und Fliegenschnur, wobei letztere durch ihr Gewicht ihre speziellen Eigenschaften in der Lage ist, die künstliche Fliege(resp. Nymphe, Streamer, etc.) durch die Luft zu ziehen und somit zum Ziel zu befördern. Das Befördern des Imitats mit Hilfe einer Fliegenschnur durch harmonisch abgestimmte Bewegungen und eine sich abrollende Schlaufe ist das Kernelement des Fliegenfischens und somit das entscheidende Kriterium, durch das sich die Fliegenfischerei von anderen Arten der Angelei unterscheidet.

Günter Feuerstein


Wenn man unter Fliegenfischen auch das Fischen von Fliegen oder Nymphen mit der Wasserkugel oder irgendeinem anderen Gerät wie beispielsweise dem Tirolerhölzl versteht, dann gehört das Czech Nymphing sicher auch zum Fliegenfischen. Einzig die Verwendung der Fliegenrute und der Fliegenschnur allein als Kriterium heranzuziehen, kann nicht Grund genug sein, um von Fliegenfischen zu sprechen, sonst könnten ja auch Wobbler oder andere Spinnköder wie große Jigs ans Ende des Vorfachs gebunden werden.

Um von Fliegenfischen zu sprechen ist m. E. nicht nur der Köder in Form einer Trockenfliege, einer Nymphe oder eines Streamers von Bedeutung, sondern auch die korrekte Verwendung einer der Zielfischart entsprechenden Fliegenrute und  Fliegenschnur.

Entscheidendes Kriterium dabei ist nicht nur das Vorhandensein dieser beiden Komponenten, sondern vor allem das Verwenden der Fliegenschnur als Transportmedium, um unsere Fliegen, Nymphen oder Streamer schließlich zum Fisch zu tragen.  Ist dies erfüllt ist, kann meines Erachtens wirklich von Fliegenfischen gesprochen werden. Auf genau diesem entscheidenden Kernelement wurden alle Fliegenschnur Manufakturen aufgebaut.

Bei allen anderen Arten der Fischerei ist es das Ködergewicht, das durch eine Schlenzbewegung durch dessen Eigengewicht zum Ziel fliegt. Eine mehrfache Ausführung von Leerwürfen über Kopf, wie dies bei Verwendung von passendem Fliegenfischereigerät möglich ist, ist bei diesen Angelarten unmöglich. Gleiches gilt auch für das Czech Nymphing. Die großen Schwergewichtsnymphen von mehreren Gramm Gewicht(tw. waren bis zu 10g erlaubt!) machen wiederholte Leerwürfe durch Überkopfwürfe völlig unmöglich. Wenn jemand versucht, mit 1m Fliegenschnur ausserhalb des Spitzenrings und dem langen Czech Nymphing Vorfach eine Kombination von zwei Trockenfliegen zu werfen(Leerwürfe), wird er schnell Schiffbruch erleiden. Rein physikalisch kann es deshalb mit den schwereren Nymphen erst recht nicht funktionieren.

Rein rechnerisch ist dieses Gewicht des Vorfachs überhaupt nicht in der Lage, den Köder durch die Luft zu ziehen! Sonst wären alle Hersteller von Fliegenschnüren ja auf dem Holzweg.

Übrig bleibt nur der den Nichtfliegenfischereitechniken vorbehaltene Schlenzer stromauf. Dabei übernimmt das Gewicht der Nymphe nach dem Verlassen des Wassers die Kontrolle und zieht im Endeffekt schließlich das Vorfach -oft gar die Schnur- hinterher (Vergleich Spinnfischen).

Somit ist m. E.  klar, dass das Czech Nymphing nicht in die Rubrik Fliegenfischen einzuordnen ist und beim Czech Nymphing nur zum Alibi eine Fliegenrute und Fliegenschnur benützt wird! Auch die neuen im Handel erhältlichen ultradünnen Nymphenschnüre erfüllen das Transportkriterium einzig bei ultraleichten Mini-Nymphen, nicht aber bei beschwerten Nymphen, wie sie gewöhnlich verwendet werden. 

Alibimässig ist auch das durch den Handel vertriebene und für schnelle Abschnitte verwendete, schwergewichtige Tropfblei am Ende, in das ein viel zu kleiner Haken eingegossen wurde(wohl um Hänger zu vermeiden). Zum Fang von Fischen ist diese Endnymphe wohl nicht gedacht. Um das System zu werfen und die Nymphen auf Tiefe zu bringen, tut es jedoch vorzügliche Dienste. Auch andere, kleinere jedoch gewichtigere Endnymphen fungieren primär als Wurfgewicht.

Gefahr erkannt

In meinem Mutterland Österreich wurde vor langer Zeit das Tirolerhölzl entwickelt, um ein System mehrerer Fliegen in Grundnähe zu fischen. Die schwindenden Äschenzahlen, in Verbindung mit der Möglichkeit, dadurch auch gezielt Fische zu reissen(fehlzuhaken), hat dazu geführt, dass das Tirolerhölzl aus vielen Gewässern verbannt wurde. Im südlichsten Bundesland Kärnten ist es gar per Gesetz verboten. Hier wurde die Gefahr erkannt.

Nun hält dieselbe Technik in Form des Czech Nymphing durch die Hintertüre und unter dem Deckmantel es handle sich um eine Fliegenfischerei-Technik in Fly-Only -Gewässern Einzug.

Dies ist nicht nur eine kuriose, sondern auch eine sehr gefährliche Entwicklung, denn es handelt es sich dabei ja um die Juwelen unserer Gewässer, die hier dieser Art der Fischerei preisgegeben werden. Zusätzlich dazu ist es beim Schlenzen der Köder stromauf im Gegensatz zum dynamischen Fliegenwurf ein Leichtes, einen zusätzlichen Naturköder am Haken anzubringen. Viele Fischereiaufseher können bereits ein Lied davon singen.

Aus den genannten Gründen haben inzwischen viele Fly-Only-Reviere im Alpenraum durch angepasste Fischereireglemente das Czech Nymphing aus ihren Gewässern verbannt.

Soll das wirklich Fliegenfischen sein?

Warum braucht man für Czech Nymphing in den folgenden Videos eigentlich eine Fliegenschnur und warum überhaupt eine Fliegenrute? Das geht doch mit anderem Gerät wesentlich besser(zB Toc-Toc).

Appell

Zum Schutz unserer wertvollsten Fließgewässer und der noch verbliebenen Mutterfischbestände und nicht zuletzt zur Erhaltung der wunderschönen Fliegenfischerei mit ihrem Kernelement - der sich in der Luft entfaltenden Leine - appelliere ich an alle Besitzer von Fischereirevieren, die nur dem Fliegenfischer vorbehalten sein sollen, ihre Regularien anzupassen und Möglichkeiten zu schaffen, dieser Fehlentwicklung in der Fliegenfischerei wirkungsvoll entgegenzutreten.

Es geht nicht um eine Verbannung des Czech Nymphing an sich, jedoch um eine Verbannung aus den Gewässern, die dem Fliegenfischer vorbehalten sein sollen. Da das Czech Nymphing nicht als Fliegenfischen im herkömmlichen Sinn betrachtet werden kann und darf, entspricht es nicht den Anforderungen an ein Fly-Only-Gewässer und eröffnet zudem die Tür für andere Missbrauchsformen. Bitte unterstützen Sie nachfolgenden Appell.

Das Czech Nymphing sollte aus Fly-Only-Gewässern verbannt werden.

 

Vielen Dank!

Günter Feuerstein

 

P.S. Bitte informieren Sie interessierte Fliegenfischer über diesen Artikel. Eine Verlinkung zu dieser Seite ist ausdrücklich erwünscht.

 

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