Günter Feuerstein
Günter Feuerstein MA, geboren 1965 in Dornbirn, Österreich, lebt seit mehr als 30 Jahren in der Schweiz, wo er als Heilpädagoge tätig ist und die Flyfishing International Fliegenfischerschule leitet.
Philosophie des Fliegenwerfens
Günter Feuerstein gilt als einer der letzten Entwickler des Fliegenwerfens, der an internationalen Shows rund um den Globus -im Gegensatz zu vielen anderen- nicht nur seine werferischen Fähigkeiten, sondern vor allem auch wurftechnische Neuentwicklungen präsentiert hat. Während der letzten fast zwei Jahrzehnte hat "the truly masterful" wie er in Jason Borgers Buch The Nature of Fly Casting genannt wird, zahlreiche wurftechnische Neuerungen in die internationale Werferszene eingebracht und somit zur Weiterentwicklung des Fliegenwerfens maßgeblich beigetragen. Er gilt als Entwickler zahlreicher Trickwürfe und Techniken(z. Bsp. Backhand Doppelzug auch bekannt als High Hauling, Snap-T, Snap-Z, Magic Switch Cast, Dunker, den vertikalen Bogenwurf etc.), die inzwischen längst ihren Weg in die moderne Fliegenfischerei gefunden und von vielen Fliegenfischern um den Erdball verwendet werden.
Günter Feuerstein hat das moderne Fliegenwerfen an zahlreichen internationalen Events auf verschiedenen Kontinenten demonstriert und seine Philosophie des Fliegenwerfens in unzähligen Wurfkursen vom Westen der USA bis zum äußersten Osten Russlands und bis nach Australien verbreitet und auch einen großen Teil der derzeitigen europäischen Werferelite persönlich ausgebildet.
Er ist als die treibende Kraft zur Gründung der ehemaligen FFF-Europe sowie auch der ersten internationalen Europäischen Fliegenfischer Vereinigung(European Fly Fishing Association - EFFA) bekannt. Im Jahre 2007 wurde er als deren 1. Präsident gewählt. Im Jahr 2015 übergab er sein Amt nach drei Amtsperioden und wurde für seine Verdienste für die EFFA und die Weiterentwicklung des Fliegenfischens zum EFFA Ehrenpräsident auf Lebenszeit gewählt. Er leitet weiterhin das EFFA Flycasting Department, das Kerndepartement der Organisation.
Auch als Buchautor ist Günter Feuerstein ein Begriff. Sein Buch Erfolgreich Nymphenfischen auf Salmoniden gilt als Standardwerk und Lehrbuch zum Thema Nymphenfischen. Es liegt nun in der 3. Auflage vor und gehört zu den erfolgreichsten Büchern über das Fliegenfischen im deutschsprachigen Raum.
Seine Leidenschaft
Die Nymphenfischerei ist seine große Leidenschaft und auf diesem Gebiet hat er sich spezialisiert, da er sie als die interessanteste und auch komplexeste Art der Fliegenfischerei betrachtet. In seinem Buch Erfolgreich Nymphenfischen auf Salmoniden sind die jahrelangen Erfahrungen mit dieser Art der Fischerei eingearbeitet worden.
Mit der Fliegenrute ist Günter Feuerstein viele Wochen im Jahr im Ausland unterwegs. Dabei schätzt er besonders die Fischerei auf die heiklen Forellen Montanas, Idahos und des Yellowstone Parks, das Fischen auf die zahlreichen Salmonidenarten im riesigen Russland, die Jagd auf den Huchen in den großen Flüssen Österreichs aber auch die atemberaubende Fliegenfischerei im Salzwasser.
Neben seiner Tätigkeit im Bereich der Fliegenfischerei setzt er sich auch schon seit mehr als 25 Jahren mit Vereins- und Verbandsgeschäften auseinander und wirkte als Präsident mehrerer Fischereiorganisationen. Aufgrund seines praktischen Wissens über Forellen und Äschen basierend auf ihrer Bio-Logik, wie er es nennt, wird er auch öfters von Universitäten und Fachstellen konsultiert. Günter Feuerstein hat zahlreiche Filme zum Thema Fliegenfischen und Fischereibiologie produziert und ist ein gefragter Konsulent für Fischereigeräte und Angeldestinationen.
Sein Werdegang im Fliegenfischen
z.B. Chatsworth Angling Fair, Danish Fly Festival, Fly Fair, Sportfiske Mässan, FFF-Conclaves, Fly Day Moscow, Fly Meeting St. Petersburg, ...
1998-2006


So fing es an
Die Black Zulu
Im Alter von fünf Jahren fing ich bereits am Bodensee meine ersten Barsche. Die Jahre darauf waren von vielen hundert Stunden Schlepp- und Uferfischerei am Bodensee geprägt. Der Schritt zur Fliegenfischerei kam allerdings erst einige Jahre später.
Als ich 1978 (im ersten Jahr als ich an meinem Hausgewässer, der Dornbirner Ach, fischen durfte) Köderfische zum Hechtfang fangen wollte, tat sich an meiner Stachelschweinpose überhaupt nichts. Statt in der Tiefe mein Teigkügelchen zu fressen, stiegen die Döbel und Strömer wie verrückt nach Insekten an der Wasseroberfläche. Schnell durchstöberte ich meine Tasche. Darin fand ich drei Fliegen(die mir ganz nebenbei bei meinem ersten Einkauf im Fischereigeschäft zusammen mit einem übergroßen rot-weißen Hechtschwimmer als die ideale Kombination für mein Hausgewässer verkauft wurden). Ich wählte eine schwarze Fliege, deren Name ich später in Erfahrung brachte. Es war eine Black Zulu. An meiner 4.5 m langen Stipprute tippte ich diese am bloßen Vorfach aufs Wasser. Es klappte und ich fing mehr Köderfische als je zuvor. Jetzt hatte mich das Fieber gepackt, und ich wollte natürlich nicht mehr nur mit einer Fliege am Ende aufs Wasser tippen, sondern wirklich Fliegenfischen, also die Fliege mit einer Fliegenschnur als Wurfgewicht zum Ziel befördern.
Meine erste Fliegenrute - natürlich Marke Eigenbau
Noch am selben Abend bastelte ich meine erste "Fliegenrute" aus einer in der Hälfte des Handteils abgebrochenen, ursprünglich 1.8m langen Vollglasrute. Als Rolle verwendete ich eine alte Stationärrolle, die ich mit Klebeband am kaputten Griff festband. Das Problem der Fliegenschnur löste ich mit einer ca. 1mm dicken grauen Paketschnur aus Hanf, die sich mit Wasser vollgesogen, gut bis auf ca. 10 - 12 m werfen lassen und leise ablegen sollte. Natürlich musste ich sie gut fetten und ... kräftig arbeiten, denn vom Gewicht der Schnur her lud sich die Rute natürlich nicht auf. Mit dieser aus heutiger Sicht völlig unpassenden Kombination fing ich meine ersten Weißfische mit der "Fliegenrute". Noch im selben Jahr ersetzte ich die Stegringe durch Schlangenringe und kaufte mir aus meinem zusammengesparten Taschengeld eine ungebremste alte Fliegenrolle (geschlossen). Diese versah ich mit einer Furnier-Bremse. Dazu bohrte ich ein Gewinde in die Rückseite, drehte eine abgesägte Schraube hinein und klebte an deren Ende mehrere Lagen Holz-Furnier aufeinander. Durch langsames Zudrehen der Schraube bremste das Furnier für meine damaligen Begriffe sogar wunderbar an der Spuleninnenseite. Das gesamte Gerät war zwar unheimlich schwer, doch auch meine Freunde Mike, Luggi und Hari hatten großen Spaß an dieser Art der Fischerei. Jeder hatte sein eigenes, irgendwie zusammengebasteltes Unikat. Selbst eine gelbe Maurerschnur tat einem meiner Kollegen gute Dienste - für's Erste. Wir hatten eine wirklich schöne Zeit und ... wir treffen uns noch heute alle 14 Tage zum Fliegenfischer-Stammtisch.
Zu Weihnachten desselben Jahres bekam ich von meinen Eltern eine Fliegenrute (Balzer Fibrex Unec) samt Fliegenschnur geschenkt, die ich dann im Frühsommer mit einen kapitalen Döbel von 67 cm Länge und 3.6 kg Gewicht an der Trockenfliege endgültig einweihte. Einen Döbel dieser Größe habe ich in den vergangenen über 30 Jahren nie mehr gefangen. Dies sollte der Beginn einer großen Leidenschaft werden.
Try and Error
Die folgenden Jahre waren vom Drang nach stetiger Verbesserung meines Wurfstils geprägt. Ich sah den anderen Fischern zu und probierte alles aus. Alle möglichen Stilrichtungen und Ausprägungen kamen mir dabei in die Quere. Auch mit dem Gebetsroither-Stil wurde ich schon früh konfrontiert, und er schien mir für mich die besten Resultate zu bringen, da sich die Schnur besser kontrollieren ließ. Allerdings warf ich damals nach vorne meist "unten durch", weil ich ja unter die Büsche werfen musste, wo die meisten Döbel standen. Erst viel später erfuhr ich, dass diese Technik auch einen Namen hatte und "Alder Stil" genannt wurde. Ein für mich entscheidender Punkt war das Erlernen des Doppelzuges, den mir mein damaliger Fischerkamerad Wilfried beim Fischen an der Bregenzer Ache beibrachte. Aus heutiger Sicht betrachte ich den Doppelzug für den Lernenden als das definitive Einstiegstor in eine neue Welt der Fliegenfischens.
Viele hundert Stunden Arbeit auf der Wiese hinter meinem Elternhaus folgten. Bücher und Videos verschiedenster Autoren halfen mir dabei im Selbststudium meinen Wurfstil zu perfektionieren und weiterzuentwickeln. Mein Sportstudium (vor allem die detaillierten Einsichten in die Biomechanik und Bewegungsanalysen) waren hierbei natürlich von großem Vorteil.
Erste Schritte als Instruktor
Nach dem ich als Ausbildungsreferent im örtlichen Fischereiverein und als freier Instruktor bereits eine große Anzahl von Fliegenfischern ausgebildet hatte, wurde ich 1994 vom Leiter einer bekannten Schweizer Fliegenfischerschule engagiert, in der ich bis 1998 arbeitete und seine Art des Werfens an die Wurfteilnehmer weitergab. Privat warf und fischte ich jedoch meist völlig anders. Als ich dann angehalten wurde, auch nach der Kurszeit seine Art des Werfens und Fischens zu pflegen und zudem auch Wurfkreationen in seinen Videofilmen ohne meine Erlaubnis vermarktet wurden, trennten sich unsere Wege. Auch wenn ich im Einhandbereich nie einen Wurfkurs besucht habe, so haben mir doch Bücher und Videofilme europäischer und amerikanischer Autoren sehr geholfen, mich werferisch weiterzuentwickeln. Vieles wird angeboten, die Auswahl muss jedoch jeder für sich treffen und umsetzen, denn nicht alles ist sinnvoll und manches "Lehrwerk" ist biomechanisch oft völliger Humbug. Aus heutiger Sicht, kann ich nur jedem empfehlen, einen Wurfkurs bei einem geprüften Instruktor zu besuchen. Man kann sich dabei viel harte Arbeit und Entbehrungen ersparen. Allerdings hat das autodidaktische Lernen von der Pike auf auch etwas für sich.
Meine Arbeit als Fliegenfischer Instruktor, sowie das Zusammentreffen und Fachsimpeln mit zahlreichen Persönlichkeiten des Fliegenfischens an diversen internationalen Events besonders mit meinen Freunden und Instruktorkollegen vom EFFA Flycasting Instructor Programme inspirierten mich immer wieder zu neue Ideen, wie man das Werfen und Unterrichten noch effektiver gestalten könnte.
Inzwischen gehe ich seit vielen Jahren meine eigenen Wege und versuche seit 1993 in meinen Kursen meine Liebe zu dieser wunderbaren Passion weiterzugeben. Heute ist für mich mehr denn je Universalität (Universal Fly Casting©) im Gegensatz zur Fixierung auf eine Stilrichtung mein Ziel, und die Biomechanik allein bestimmt den Weg.
2011 liess ich mich von Göran Andersson in der Unterhand Technik fine-tunen und zum EFFA Unterhand Instruktor zertifizieren. Der Begründer der Unterhandtechnik ist für mich der kreativste Kopf im Bereich der Geräteentwicklung und der wohl beste Rutenbauer der letzten Dekaden.
Es freut mich, dass ich im Laufe meiner Fliegenfischerkarriere vielen Fliegenfischern helfen konnte, besser zum Fisch zu kommen. Viele meiner inzwischen um den Globus bekannten Wurfkreationen hatten ihren Anfang auf der Wiese, als ich als Jugendlicher mit dem Gerät herumspielte und Neues ausprobierte. Erst viele Jahre später gelang es mir mit Hilfe vieler internationaler Kursteilnehmer und dem Internet diese neuen Würfe weltweit zu verbreiten.