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Regenbogenforelle Infos
Alles über Regenbogenforellen

Die Regenbogenforelle

(Oncorhynchus mykiss/Parasalmo mykiss)

Während sie in vielen Flüssen Russlands und auf dem amerikanischen Kontinent natürlicherweise vorkommt, lebt sie in Europa erst seit ca. 140 Jahren. Obwohl sie als Speisefisch fast überall zu kaufen ist und in vielen Gewässern als Besatzfisch seit langem zum Einsatz kommt, wissen die meisten Leute und selbst Angler recht wenig über sie. Dieser Artikel gibt einen tieferen, aufklärenden Einblick in das Verhalten und Vorkommen dieser bekannten und doch für viele unbekannten Spezies.

Seit die ersten Eier 1879 von Baron Friedrich von Behr vermittelt nach Deutschland kamen und von Max von dem Borne erbrütet wurden, ist die Regenbogenforelle (im Folgenden auch als RBF bezeichnet) sowohl in Fischzuchtanlagen als auch in freien Gewässern Europas zu finden. In Österreich war es die Fischzucht Köttl, die bereits 1887 begann mit dem Neuankömmling aus Amerika zu arbeiten. Auch in den angrenzenden Alpenländern wurde der Fisch, aufgrund der immer schlechter werdenden Gewässerqualität -verursacht durch die aufstrebende Industrialisierung und den damit verbundenen immer grösseren Besiedlungsdruck - immer beliebter. Während viele dieser ursprünglich aus dem Sacramento Becken stammenden und durch die Fischzucht von Seth Green in Amerika populär gemachten Fische bei ihrer Ankunft in Europa sich noch selbst vermehrten, haben die meisten von ihnen diese Eigenschaft inzwischen zu (Un-)Gunsten anderer Qualitäten eingebüßt. Was war geschehen? Weshalb wird die Regenbogenforelle, die lange Zeit als der ideale Be(Er-)satzfisch für die, für Bachforellen nicht mehr optimal geeigneten Gewässer galt, heute von vielen Biologen, Wissenschaftlern und Sachverständigen verteufelt und nicht mehr gern gesehen?


Der Hintergrund

Einen wohl nicht unerheblichen Teil hat die unüberlegte Verbreitung der falschen Schlussfolgerungen der inzwischen sogar von renommierten Wissenschaftlern als in dieser Form unhaltbar bezeichneten Studie (siehe RBF-Expertisen) von Dr. Peter aus der Schweiz dazu beigetragen. Dieser hatte das Schwinden der Bachforellenpopulationen in der Talebene des Rheintals, verursacht durch unzureichende Wasserqualität, sinkende Wasserstände damit einhergehender Verlust von Strukturen, der Konkurrenz durch die Regenbogenforelle zugeschrieben. Ein weiterer Grund dürfte wohl in der Möglichkeit der Anzapfung von EU Geldern über den Artenschutz liegen, Gelder, die über Neozoen nicht zu mobilisieren sind. Wie dem auch sei, jedenfalls darf in der Diskussion nicht übersehen werden, dass sich kaum jemand von denen, die sich gegen die Regenbogenforelle an sich aussprechen, mit der Biologie und dem Verhalten dieser Spezies wirklich intensiver auseinandergesetzt hat. Meistens wird nur auf fremde Untersuchungen verwiesen. Diese fehlende Kenntnis der Spezies besteht allerdings nicht nur bei vielen Fischereifachstellen, sondern gleichfalls auch bei vielen Bewirtschaftern von Salmoniden Revieren und bei Angelvereinen.

Tatsache ist: Nur wenigen ist dieser Fisch mit all seinen Facetten wirklich bekannt!

Ich habe 15 Jahre lang an allen Ecken und Enden der Welt Informationen über Regenbogenforellen gesammelt und teils auch intensive Kontakte mit führenden Wissenschaftlern auf diesem Gebiet gepflegt. Zudem habe ich dutzende Flüsse in den Ursprungsgebieten dieses Fisches (Nordwesten der USA und Kamtschatka/RU) besucht und auch befischt und mir ihr Verhalten in ihren ursprünglichen Lebensräumen eingeprägt. Dabei habe ich versucht Muster zu finden, um den Fisch besser zu verstehen. Kontakte mit vielen Fischzüchtern halfen mir zudem auch diesen Bereich, sowie die damit unter Umständen verbundene Veränderung der Fische zu begreifen. Zu dieser Arbeit kamen hunderte Stunden Beobachtungen und Filmarbeiten, die schließlich in meinem Film: Regenbogenforellen - bekannte Unbekannte dokumentiert wurden.

Lesen Sie im Folgenden meine Ansicht über diesen Fisch, über sein Potential für die Bewirtschaftung, aber auch über Fehler, die meines Erachtens in der Vergangenheit besonders in der Bewirtschaftung gemacht wurden.

Übersicht:

1. Die Herkunft
2. Die Phänotypen
3. Anforderungen an ein Regenbogenforellenhabitat
4. Verhalten zwischen Regenbogenforellen und Bachforellen bzw. Äschen
5. Regenbogenforellen Besatz in Fliessgewässern in Europa
6. Was, wo und wann besetzen?
7. Die Größe der Besatzfische
8. Kann der Regenbogenforelle geholfen werden?
9. Besatzfische - aber woher nehmen?



1. Die Herkunft der Regenbogenforelle

Die Urheimat der Regenbogenforelle ist der nordamerikanische Kontinent und zwar das Gebiet westlich der Kontinentalwasserscheide vom Rio del Presidio in Mexico bis zum Kuskoquim River in Alaska. Regenbogenforellen sind auch auf Kamtschatka beheimatet, wo sie erstmals 1792 von Walbaum, damals jedoch als salmo mykiss, beschrieben wurden. Seit Smith und Stearley (1989) eine engere Verwandtschaft der Regenbogenforelle zu den pazifischen Lachsen (Oncorhynchus) als zu den eurasischen Forellen festgestellt hatten, wird die Regenbogenforelle als Gattung Oncorhynchus mykiss mit diversen Unterarten geführt. Die führenden russischen Wissenschaftler der Universität Moskau haben nach langen und intensiven Untersuchungen auf Kamchatka die Regenbogenforelle als nicht den Pazifischen Lachsen zugehörig eingestuft. Zu unterschiedlich sind Regenbogenforellen und Pazifische Lachse, meint Kirill Kuzishchin, führender Ichthyologe der Universität Moskau und Leiter der Biologischen Station am Kol River auf Kamchatka, und außerdem hätten Smith und Stearley nur zwei(!) von acht Kriterien für ihre Zuordnung herangezogen.
Allein schon die Tatsache, dass die Pazifischen Lachse nur ein einziges Mal ablaichen, die Regenbogenforelle jedoch mehrmals, sei schon ein klares Indiz dafür, dass die Regenbogenforelle nicht der Gattung Oncorhynchus zuzuordnen sei. Die Regenbogenforelle läuft in Russland unter der Artbezeichnung Parasalmo mykiss. Das Wort mykiss kommt übrigens aus der Sprache der Ureinwohner Kamchatkas und bedeutet Hakenschnautze.

2. Die Phänotypen

Die Regenbogenforelle ist ein sehr plastischer Fisch und bildet in ihrer Urheimat - wie auch die Europäische Forelle in Europa - sowohl Meer- und See- wie auch Flussformen aus. (Phänotyp Wikipedia)

Wir unterscheiden:

1. Meerformen
2. Seeformen
3. Flussformen

Sofern man einen Bach als ein kleineres Gewässer, das sich in Hanglagen befindet und durch Regenfälle bedingt deutlich schwankende Wasserstände aufweist (dessen Wasserstandsschwankungen also in kurzer Zeit recht massiv sein können), betrachtet, bestehen bei Regenbogenforellen keine Formen, die dem Phänotyp Bachforelle entsprechen. In den USA nehmen die Bachsaiblinge den Platz der Bachforellen ein. Regenbogenforellen brauchen einen permanent hohen Nahrungsinput, der diesen Gewässern meist fehlt. Regenbogenforellen können solche Hanggewässer nicht permanent besiedeln, da sie ihnen auch in punkto Reproduktion nicht genügen bzw. Schranken setzten. Es ist jedoch möglich, dass Regenbogenforellen solche Gewässer, sofern die Durchgängigkeit gegeben ist, temporär nutzen. Wiesenbäche hingegen, die noch dazu von Grundwasser gespeist werden(Spring Creeks), also winterwarm sind, sind geradezu ideale Habitate für diesen Fisch.


2.1 Meerformen

Die anadromen Meerformen (sog. Steelhead Forellen) können bis über 15 kg schwer werden. Es sind Wanderfische und benutzen als adulte Fische die Binnengewässer ausschließlich zur Laichwanderung. Sie sind folglich als Besatzfische für Flüsse ohne Zugang zum Meer nicht geeignet.

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frisch aufgestiegener Steelhead Rogner(♀)

ein Steelhead Milchner (♂) im Laichkleid

 

2.2 Seeformen

Ebenso verhält es sich mit den Seeformen. Seeformen sind aufgrund besserer Tarnung im See weniger stark gepunktet (v.a. unter der Seitenlinie) und weisen eine weniger intensive Färbung auf. Sie verlassen meist im 2. Jahr den Fluss, noch bevor sie fangfähig werden und wandern flussab in die Seen, wo sie bei idealen Bedingungen gigantische Körpermaße erreichen können (Gerrard Stamm der Kamloops Forelle im Kootenay Lake oder Lake Pend  Oreille).

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♀ Seeform aus einem Bodenseezufluss (frischer Aufsteiger)

♂ Seeform aus einem Bodenseezufluss (im Laichkleid, Frühjahr)

2.3 Flussformen

Von den flussresidenten Formen waren ursprünglich die kalifornischen Rotbandborellen aus den Zubringen des am Fuße des Mt. Shasta entspringenden McLeod Rivers als Besatzfische erfolgreich und lösten einen regelrechten Boom aus. Rotbandforellen weisen eine starke Punktung unterhalb der Seitenlinie und ein kräftiges rotes Band entlang derselben auf. Diese Rotbandforellenart besteht in seiner Urform in den USA einzig noch im Crane Creek in Missouri in den sie damals besetzt (vom McLeod River), doch nie mehr durch andere Besatzfische genetisch beeinträchtigt wurde. Die Fische des McLeod Systems wurden in Fischzuchten und Gewässer auf der ganzen Welt verteilt und durch die nicht zu deckende grosse Nachfrage nach einigen Jahren in ihrer Genetik durch eingekreuzte Fische anderer Stämme (Steelheads, Lahontan Cutthroat, ...) „verunreinigt“.

Auch im Hinterland des Columbia und Fraser Systems südlich bis an die Kootenay Range in Montana leben flussresidente Rotbandforellen, die sich wahrscheinlich in der Wisconsin Periode des Pleistozoän von anderen, südlicheren Populationen isoliert und an die Flüsse angepasst haben. Diese Rotbandforellenart bildet sogar Steelheads aus. Sie ziehen sich als ursprüngliche Seeformen, im Winter jedoch gerne in grosse Flüsse oder Seen zurück, wo die Temperaturen ihnen zuträglicher sind. Zum Laichen ziehen die Fische im Frühjahr dann wieder in den Fluss zurück und bleiben dort dann bis zum Winteranfang. In manchen Flüssen halten sich die Regenbogenforellen das ganze Jahr auf. Nur unter ganz bestimmten Bedingungen ist es der Regenbogenforelle jedoch möglich, in kleineren Gewässern zu überwintern. Dazu sind Grundwasseraufstöße oder thermische Besonderheiten im oder am Gewässer notwendig. Die Wintermortalität bei Regenbogenforellen ist in kleinen Gewässern allgemein sehr hoch.

In Kamtschatka verhalten sich die residenten Formen ähnlich unseren Bachforellen. Hängt irgendwo ein Busch ins Wasser oder bildet ein versunkener Baum ein Hinterwasser, so steht dort mit 100%iger Sicherheit eine Regenbogenforelle. Doch auch in Kamchatka ist nicht jeder Fluss für diesen Fisch geeignet.


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flussresidente Form von Parasalmo mykiss aus dem Levaya River/Kamchatka

flussresidente Form aus dem Big Wood River in Idaho (USA)

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flussresidente Form aus dem Bighorn River in Montana (USA)

flussresidente Form aus dem Silver Creek in Idaho (USA)

 

3. Anforderungen an ein Regenbogenforellenhabitat

Es ist nur an wenigen Orten gelungen, die Regenbogenforelle einzubürgern, sodass sie unabhängig von weiterem Besatz selbständige Populationen bilden konnten. Selbst in den USA blieben viele Einbürgerungsversuche erfolglos. Warum dies meiner Meinung nach so ist, möchte ich im Folgenden versuchen zu erläutern. Ich gehe dabei von einem genetisch sehr variablen Stamm aus, der das Potential zum Überleben in freier Natur in sich trägt.

Laut Behnke (1992) benötigen Regenbogenforellen vier unterschiedliche Habitate, die im Gewässer vorhanden sein müssen, damit alle Jahrgänge vertreten sein können und der Lebenszyklus nicht irgendwo unterbrochen wird.

Es sind dies:

  • Laichhabitat
  • Jungfischhabitat
  • Adultenhabitat
  • Winterhabitat

Von besonderer Bedeutung in Bezug auf den Erfolg oder Misserfolg von Besatzmassnahmen sind besonders fehlende Laich- und Winterhabitate zu nennen, aber auch die Jungfische stellen ganz spezifische Anforderungen an das Gewässer.

 

3.1 Sehr hohe Ansprüche an das Laichhabitat

Die Regenbogenforelle ist nur unter absolut optimalen geologischen und flussmorphologischen Bedingungen in der Lage zu reproduzieren. Das Laichhabitat einer alpinen Bachforelle (im Folgenden auch als BF bezeichnet) unterscheidet sich grundlegend von dem von Regenbogenforellen. Jede Angst, eine Regenbogenforelle könnte in einem typischen Bergbach ablaichen, ist unbegründet. Das Ei der Regenbogenforelle ist im Vergleich zu dem der Bachforelle sehr erschütterungsempfindlich und zwar besonders zwischen dem ca. 80 Tagesgrad und dem Augenpunktstadium (eigene Feststellung). Diese durch neuere Untersuchungen in den Staaten (70. Tagesgrad bis Augenpunktstadium) nun auch von amerikanischen Wissenschaftlern nachgewiesene höhere Erschütterungsempfindlichkeit ist meines Erachtens der Schlüssel zum Reproduktionserfolg.

Sowohl Bachforellen als auch Regenbogenforellen benötigen sauberstes Kies, damit die Eier gut mit sauerstoffreichem Wasser umspült werden können und nicht absterben. Während die Reinigung des Interstitials in typischen Bachforellenbächen durch periodische auftretende Hochwässer im Jahresverlauf gewährleistet wird, wirkt sich genau dieser Umstand für Regenbogenforellen eliminierend aus. Die RBF-Eier vertragen in Frühjahr, wenn sie in den Schotterzwischenräumen ruhen, keinen Geschiebetrieb. Geschiebetrieb setzt in solchen Hanggewässern, nicht nur während der genau zu dieser Zeit einsetzenden Schneeschmelze, sondern meist schon bei kleineren Regenschauern ein, wie sie immer wieder einmal vorkommen. Die Regenbogenforelle braucht jedoch ein abflussstabiles Regime.

Dies ist in der Regel nur in grösseren Niederungsflüssen, Bereichen unterhalb von Seen mit kleinerem Einzugsgebiet, wie auch in Bächen und Flüssen mittlerer Höhenlage mit sehr kleinem Einzugsgebiet gegeben. Wenn wir die großen nordamerikanischen Flüsse mit bester RBF-Population, wie der Bighorn oder der Madison oder aber die Flüsse Britisch Kolumbiens betrachten, so zeigt sich durch die enorme Größe und den Schneereichtum der Einzugsgebiete ein nicht nur über lange Zeit konstanter Abfluss während der Frühjahrsmonate, sondern damit verbunden auch eine Bewässerung von Seitenarmen durch kommunizierendes Grundwasser. Dies ermöglicht eine Reinigung des Schotters von unten, ohne diesen zu verlagern – eine ideale und absolut notwendige Situation für diese Spezies. Während die ungefähre Erbrütungsdauer der Eier der Bachforelle sich von 4°C auf 3°C sinkender Wassertemperatur von ca. 332 Tagesgraden auf 318 Tagesgrade verkürzt, so verlängert sich bei der Regenbogenforelle die Entwicklung bei diesen sinkenden Temperaturen von 356 auf 372 Tagesgrade. Bei 5 ° C sind die Werte identisch und bei 7-8°C wo die Laichaktivitäten der Regenbogenforelle natürlicherweise beginnen, sinkt die Erbrütungsdauer von Regenbogenforelleneiern auf unter 330 Tagesgrade ab, während sie bei Bachforellen auf annähernd 370 Tagesgrade ansteigt (Humpesch 1985). Diese Zahlen weisen somit auf eine ganz natürliche Präferenz von Bachforellen für winterkalte Gewässer hin, während Regenbogenforellen die Temperaturen im Bereich derer des Grundwassers bevorzugen.

 

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aus Lachsfische (Biologie und Aquakultur), M. Hochleithner, 2001

Die Laichzeit der Regenbogenforelle ist unterschiedlich. Während die heutzutage in Europa vorhandenen Regenbogenforellen meist im Frühjahr (Januar bis April) ablaichen, so sind bei den Shatsa Forellen Laichzeiten im Herbst die Regel. Dazu muss gesagt werden, dass die Regenbogenforellen sich natürlich über lange Zeit and die Lebensräume angepasst haben, und da die Shasta Forellen ihr natürliches Verbreitungsgebiet weiter südlich haben als ihre anderen Artgenossen ist auch eine Veränderung der Laichaktivitäten die logische Folge. Diese ist auch nicht so ohne weiteres zu verändern. Zwar kann man in Fischzuchten zur Steigerung der Produktion durch bessere Ausnutzung Anlagen mittels Belichtung der Becken den Laichrhythmus der Fische steuern, die Jungfische fallen jedoch wieder in den genetisch festgelegten Rhythmus zurück.

Wenn wir nun europäische Gewässer mit Reproduktion betrachten, so finden wir dort die gerade erwähnten Gesetzmässigkeiten, wenn auch nicht immer in sofort erkennbarer Form, wieder. Bei europäischen Reproduktionsgebieten handelt sich dabei entweder um Grundwasseraufstöße in abflussstabilen Kanälen (Rheintal oberhalb des Bodensees), Grundwasseraufstöße im Karstgestein in Gebieten mit kleinem Einzugsgebiet (Nationalpark Kalkalpen) oder aufstossendes Wasser des begleitenden Hangwasserstroms unterhalb von Schwellen kombiniert mit sehr kleinem Einzugsgebiet und geringer Wassermenge (z.B. Afritzer Bach im Südtirol). Die Grundwasseraufstöße im Restwasserlauf der Ybbs, sowie das gesamte Gebiet in mittlerer Höhenlage und kleinem Einzugsgebiet in den Kalkalpen um Mariazell eignen sich ebenfalls für die Bildung von Flusspopulationen. Grössere Grundwasservorkommen finden sich im Allgemeinen am Übergang von Gebirgsregionen zu Ebenen. Viele Gewässer in potentiell geeigneten Gebieten sind durch die Besiedelung (>Entwässerung, Eingriff in die Grundwasserströme) zerstört worden.

Hochwasserereignisse in Frühjahrsmonaten wirken absolut eliminierend für Eier und Brut. In abflussstabilen, winterwarmen, von Grundwasser gespeisten monotonen Kanälen gedeiht die Regenbogenforelle jedoch vorzüglich.

Die Regenbogenforelle kann durchaus sogar als Leitfisch für solche von Menschenhand geschaffene Sekundärbiotope bezeichnet werden.

3.2 Das Jungfischhabitat

Regenbogenforellen sind schon kurz nach der Emergenz sehr ausdauernd in oberflächennahen Wasserschichten am Schwimmen, während Bachforellen Brütlinge sich eher in strömungsarmen Bereichen am Grund aufhalten. Regenbogenforellen benötigen unbedingt strömungsberuhigte Zonen, da sie aufgrund ihres arttypischen Verhaltens sonst schnell verdriftet werden und sterben. Verluste von über 90 % sind bei Jungfischen jedoch normal und optimieren die genetische Anpassung. Regenbogenforellen sind opportune Fresser. Sie bevorzugen als Jungfische jedoch Plankton, wenn solches vorhanden ist. Auch Gammaridenlarven und kleine Insektenlarven werden gern genommen. Meines Erachtens ist das massenhafte Vorkommen von Gammariden im Gewässer ein sicherer Indikator dafür, dass Regenbogenforellenbesatz mit großer Wahrscheinlichkeit erfolgreich sein wird. Beide benötigen nämlich sauberes, sauerstoffhaltiges kalkhaltiges Wasser und reagieren auf Hochwasserereignisse sehr sensibel, sprich werden verdriftet, weil sie sich in der Strömung nicht halten können. Die Regenbogenforelle bevorzugt kalkhaltiges Wasser. In Silikatgewässern gedeiht die Bachforelle besser.

 

3.3 Das Adultenhabitat

Das Adultenhabitat ist besonders in Zusammenhang mit dem Wachstum von Bedeutung. Wenn die Regenbogenforellen abwachsen sollen, dann brauchen sie auch größere, tiefere Bereiche. Ist ein Gewässer durchgehend sehr flach (0,5 m - 1 m) und reproduziert die Regenbogenforelle dort, dann wären größere Fische permanent im Futterkampf mit einer großen Zahl von Jungfischen. Dies wirkt sich negativ auf ihr Wachstum aus. Größere Fische werden dann diese Bereiche in Richtung stromab verlassen und dort die tieferen Einstände im Fluss besiedeln. In diesen flachen Bereichen können nur die Äschen gut an Größe zulegen, weil sie anatomisch gesehen von der Nahrungsaufnahme her gegenüber den Regenbogenforellen im Vorteil sind und zudem ihre Dominanz auch durch ausgeprägtes Revierverhalten ausspielen. Grundwassergiessen mit langen, flachen Gewässerabschnitten kommen besonders den Seeformen entgegen, sofern diese einen Zugang dazu haben. Diese wachsen dort bis zum "Smoltifizieren" (20-25 cm) schnell heran und verlassen den flachen Bereich dann wieder, um in den See zurückzukehren.

Einzig in Gewässern mit einem enorm hohen Nahrungspotential und idealsten Temperaturvoraussetzungen, ist es möglich, dass selbst sehr große adulte Regenbogenforellen (60-70 cm und deutlich größer) in enorm hoher Zahl in Wassertiefen unter 1,5 m leben können. Ein paar dieser Paradegewässer befinden sich auf Kamtschatka, wo thermische Gegebenheiten Idealtemperaturen produzieren, die die Fische selbst im Winter gut wachsen lassen. Solche Flüsse sind die absolute Ausnahmen, und es gibt nur wenige Gegenden auf der Welt, wo ein so enormes Wachstum von flussresidenten Regenbogenforellen möglich ist.

 

3.4 Das Winterhabitat

Winterhabitate sind für Regenbogenforellen von besonderer Bedeutung. Sie sollten strömungsberuhigt sein, idealerweise Temperaturen von  ca. 3-4°C oder mehr aufweisen und nahrungsreich sein. Da die Regenbogenforelle meist in höheren Wasserschichten und bewegtem Wasser schwimmt als die Bachforelle, ist ihr Verbrauch an Energie wesentlich größer als der der Bachforelle, die meist in lenthischen Bereichen ruht und mit sporadischer Nahrungsaufnahme auch in sehr nahrungsarmen Gewässern noch ihr Auslangen finden kann. Regenbogenforellen bevorzugen Gewässer mit ausgesprochen viel Nahrung, damit sie ihren hohen Energieaufwand decken und ein ausreichend großes Fettdepot für die kalte Jahreszeit anlegen können. Der höhere Energiebedarf durch das arttypische Verhalten zehrt im Winter stark am Fettdepot. Sind Bäche zu schnell fließend, zu kalt und ohne strömungsberuhigte Bereiche sowie Pools mit ausgeprägter Temperaturschichtung, so wird das Depot zu rasch abgebaut und der Fisch überlebt den Winter nicht. Die RBF reagiert in solchen Gewässern oft mit Abwanderung im Herbst. Mancherorts findet man dann im Frühjahr jedoch auch Fische in stark abgemagertem Zustand. Dabei handelt es sich meist um Fische, die als Grossfische ins Gewässer eingebracht wurden. Winterwarme(6-8°C) von Grundwasser gespeiste Gewässer (Spring Creeks) hingegen liebt die Regenbogenforelle ganz besonders. Sie kann dort auch während der kalten Jahreszeit noch an Gewicht zunehmen.


Natürliche Gewässer mit residenten RBF

Die nachfolgenden Gewässer sind Beispiele von Gewässern, die ich selbst befischt habe und die flussresidente Regenbogenforellen beherbergen. Es gibt natürlich noch tausende andere Gewässer, in denen sie sich natürlicherweise fortpflanzen. Diese Fische sind dort permanent und in allen Größen im Gewässer anzutreffen(alle 4 Habitate sind in diesen Gewässern vorhanden), wandern also weder vom Meer in diese Gewässer ein noch haben sie Zugang zu einem See. Sie pendeln also auch nicht zwischen See und Fließgewässer! Diese Fische kennen also kein Abwanderungsverhalten. Einzig in grösseren Gewässern (z.B. Missouri unterhalb des Holter Dams, Bow River, ...) sind im Hauptgewässer fast ausschliesslich grosse Fische (45 cm +) zu finden, während sich die juvenilen Fische in Zuflüssen aufhalten.

4. Verhalten zwischen Regenbogenforellen und Bachforellen bzw. Äschen

Das Thema Konkurrenz zwischen Bachforelle und Regenbogenforelle ist vom heutigen Stand der Wissenschaft gesehen eigentlich vom Tisch. Die Untersuchung von Dr. Peter (EAWAG, Schweiz), die europaweit Verwirrung gestiftet und zu einer ablehnenden Haltung gegenüber der Regenbogenforelle geführt hat, wurde als fehlerhaft enttarnt und die falschen Schlüsse des Autors wurden korrigiert. Eine Gefährdung anderer Arten kann bei korrektem Besatz entsprechend der Vorgaben in dieser Abhandlung ausgeschlossen werden. Leider geistert bei vielen Wissenschaftlern und Naturschutzorganisationen noch die Untersuchung von Dr. A. Peter im Kopf herum und wird immer noch zitiert.

Es ist auffallend, dass ein Konkurrenzdruck von Regenbogenforellen auf Bachforellen und Äschen (im Folgenden als AE bezeichnet) in den Staaten überhaupt kein Thema ist, sondern das Vorkommen dieser Arten dort primär Temperatur gesteuert betrachtet wird (persönliche Mitteilung Ray J. White, American Fisheries Society). Die beiden Fischarten würden in freien Gewässern schlicht unterschiedliche Nischen nützen. Ausserdem sei die BF wesentlich territorialer und wäre, wenn es denn darauf ankäme, auch stärker. Durch die unterschiedliche Nischennutzung wäre aber auch dieses Thema reine Spekulation und ist somit aus Sicht der Wissenschaft dort nicht von Bedeutung.

Sehr wohl sind jedoch negative Interaktionen zwischen Regenbogenforellen und Kehlschnittforellen sowie zwischen Bachforellen und Bachsaiblingen (Hybridisierung) in den USA ein Thema. Auch hat die Regenbogenforelle in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet auch einen Einfluss auf andere pazifische  Lachspopulationen, und in Japan, wo sie ursprünglich nicht heimisch war, auf den Kirschlachs (Oncorhynchus masu).



4.1 BF-RBF

Bachforellen und Regenbogenforellen nützen unterschiedliche Nischen und ihr Vorkommen ist in erster Linie von der Temperatur und anderen abiotischen Faktoren gesteuert. Die Vermehrung bei der  Regenbogenforelle ist in Gewässern mit Geschiebetrieb, wie er in praktisch jedem Bachforellengewässer beim kleinsten Regenfall schon einsetzt, prinzipiell nicht möglich. Somit ist schon natürlicherweise eine Trennung der Habitate gegeben. Die Bachforelle besäße auch in winterkalten Gewässern klare Vorteile in Bezug auf die Entwicklungszeit der Eier. Somit ist eine Konkurrenz dann praktisch auszuschliessen, wenn der Fisch nicht eingesperrt wird, sondern sich seine Nische aussuchen kann. Diverse Untersuchungen haben gezeigt, dass Bachforellen durch das Nichtvorhandensein von Regenbogenforellen zahlenmäßig nicht zulegen konnten, sondern ihre Biomasse mit dem Vorhandensein geeigneter Unterstandsmöglichkeiten zu korrelieren scheint.

 
Wie kann es dennoch nicht nur theoretisch sondern auch praktisch zu einer Artenverschiebung kommen?
 
Hier ein Beispiel, das von der Bio-Logik her eine Artenverschiebung durch Habitatsveränderung möglich macht:
Habe ich ein Sekundärbiotop (Meliorationskanal) vor mir, das von Grundwasser (Sohlfiltrat) eines mit ihm korrelierenden größeren Parallelgewässers gespeist wird und durch überhängende Ufer auch Unterstände für Bachforellen bietet, so sind, wenn die Strömungsgeschwindigkeit zudem sehr hoch ist, Bachforellen gegenüber „Freiwassersalmoniden (wie der RBF)“ deutlich im Vorteil. Somit kann sich hier eine gute BF Population aufbauen, da die BF aufgrund der Verhältnisse praktisch die einzige Fischart ist, die sich dort halten kann. Versiegen jedoch nach und nach die Grundwasseraufstöße, so werden nach und nach auch die Wasserstände und Strömungsgeschwindigkeiten sinken. Die Unterstände in Ufernähe verschwinden, da die Ufer nun einbrechen und statt dem unterspülten Ufer stellt sich bald ein Badewannenprofil ein. Durch die reduzierte Strömungsgeschwindigkeit, werden nun die Freiwasserräume fernab der Uferzone bis hin zur Gewässermitte für andere Salmoniden bewohnbar. Da sich die Temperatur erhöht beginnen auch die Pflanzen besser zu wachsen. Damit verbunden ist in der Regel auch eine deutliche Erhöhung der Benthosbiomasse. War früher nur der Uferstreifen bewohnt, so ist nun ein viel größerer Teil des verfügbaren Wasserkörpers von Fischen nutzbar. Regenbogenforellen, die durch ihr arttypisches Verhalten eine viel größere Nahrungsmenge zum Überleben benötigen, kommen nun mit der veränderten Situation besser und besser zurecht. Die Habitate der Bachforellen jedoch schrumpfen und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis diese Fischart in diesen Gewässern verschwindet zumal auch die fehlende Verdünnung von Drainagewässern und anderen Oberflächenwässern aus dem Umfeld des Gewässers dazu beiträgt, dass die Wasserqualität sich verschlechtert. Die Biomasse an Fischen ist jetzt jedoch deutlich höher als vorher, da nicht nur die Nahrungssituation besser ist, sondern auch mehr Nutzfläche für die anderen Fischarten zur Verfügung steht.
 

4.2 RBF-AE

Regenbogenforellen und Äschen leben seit jeher in Sympathrie miteinander, das heisst, sie sind auch entwicklungsgeschichtlich schon lange Zeit Nachbarn und haben sich arrangiert. Dies ist auch in meinen Filmaufnahmen erkennbar. Jeder Fluss, in dem diese beiden Arten vorkommen, hat typische Plätze für Regenbogenforellen und solche, wo sich Äschen bevorzugt aufhalten. Sind beide Arten dennoch am gleichen Ort im Gewässer anzutreffen, so steht die Äsche meist hart am Grund, während die Regenbogenforelle deutlich höher im offenen Mittelwasser Nahrung aufnimmt. Kommt es zu einem Schlupf von Insekten, so haben die Äschen die Möglichkeit, diese schon kurz nach der Emergenz aus den Kieslückenräumen abzufangen, noch bevor sie in den Aktionsradius der RBF kommen. Bezüglich terrestrischer Flugnahrung und oberflächlich abtreibender Insekten ist die RBF jedoch im Vorteil. Schon die Anatomie des Mauls, lässt eine unterschiedliche Art der Nischennutzung erkennen. Beide Arten können problemlos koexistieren. Wird das Wasser jedoch nochmals wärmer, so kann schließlich die Äsche eine sehr dominante Stellung einnehmen. Sie ist dann meist sehr aggressiv und verbeißt jeden anderen Fisch und sei er deutlich größer, wenn er durch ihr Fressrevier schwimmt. Es kann dann sein, dass große Äschenschwärme andere Arten vollkommen aus diesen Gewässerabschnitten verdrängen.

Bachforellen, Äschen und Regenbogenforellen kommen also durchaus nebeneinander aus, ja ergänzen sich sogar, indem sie sonst ungenützte Nischen im Gewässer besetzten. Ob alles wirklich problemlos abläuft, hängt von der Art des Gewässers sowie der Herkunft und Größe der besetzten Fische ab. Wird diesen wichtigen Faktoren Rechnung getragen, so ist die Regenbogenforelle in Europa eine problemlose und dankbare "Gastarbeiterin", die sich gut in ein bestehendes Gefüge eingliedern kann, sofern der Lebensraum für sie überhaupt geeignet ist. Während Regenbogenforellen und Bachforellen grundsätzlich verschiedene Habitate nutzen, so halten sich Äschen und Regenbogenforellen im Gewässer meist in ähnlichen Bereichen auf. Diese beiden Fische leben jedoch auch in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet in Sympathrie. Wenn die Äsche jedoch ein ihr behagendes Habitat vorfindet, so  kann sie, da sehr standorttreu, sehr dominant werden und durch starke Vermehrung ganze Flussabschnitte für sich beanspruchen. Die Regenbogenforelle ist dagegen eher ein Streuner und hält sich im Gegensatz zur Äsche auch mehr in den oberen Wasserschichten auf, da sie gegenüber UV-Strahlung weniger empfindlich ist.

Nicht zu verleugnen ist die Tatsache, dass Regenbogenforellen, sofern sie eingesperrt werden (Teiche, Staubereiche, ...) und nicht ausweichen können, natürlich auf das dort vorkommende Futterangebot angewiesen sind und dieses mit anderen Mitbewohnern teilen müssen. Unter Umständen könnte es dort zu Nahrungsengpässen führen, die sich auf andere Populationen auswirken. So können sie durchaus in einem Angelteich die dort zur Laichablage sich vereinenden Amphibien stark reduzieren. Auch andere Lebewesen sind bei Fehlbesätzen in ihrer Urheimat unter die Räder gekommen. Dies würde jedoch auch auf jeden Fisch zutreffen, der räuberisch lebt. Auch der bei uns heimische Döbel (Aitel) ist nicht zimperlich mit allem was sich bewegt und kann auch in Jungfischbeständen von Äschen und Nasen wüten.

5. Regenbogenforellen Besatz in Fliessgewässern in Europa

Der Besatz mit Regenbogenforellen ist oft nicht in dem Mass erfolgreich, wie der Bewirtschafter es sich vorstellt. Oft wandern die  Fische nach dem Besatz rasch flussab. Die verbleibenden Fische haben unter Umständen bereits nach kurzer Zeit einen schlechten Ernährungszustand und beeinträchtigen die Lebensgemeinschaft in Bächen unter Umständen sogar negativ. Die Abwanderung wie auch die schlechte Kondition mancher Besatzfische haben ihre Gründe. Fischverluste durch Abwanderung müssten eigentlich nicht sein, wenn die Bewirtschafter dieser Gewässer sich mit den Anforderungen an ein RBF Habitat auseinandersetzen würden. Meist hat die Abwanderung einen ganz einfachen Grund: Viele Gewässer in die Regenbogenforellen besetzt werden, eignen sich schlichtweg nicht für diesen Fisch! Die leichte Verfügbarkeit von RBF hat jedoch dazu geführt, dass diese wahllos und in großer Zahl auch in für sie ungeeignete Gewässer besetzt wurden. Selbst in ihrer Heimat weisen nur wenige Flüsse Verhältnisse auf, die eine Selbstreproduktion ermöglichen und die Population (alle Lebensstadien) erhalten können. Die Gründe für die Abwanderung der Regenbogenforelle in Gewässern, die für sie geeignet zu sein scheinen, liegen jedoch primär bei der Herkunft und Größe der Besatzfische.

 

5.1 Besatz mit flussresidneten Fischen:

In ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet verhalten sie sich ähnlich wie der Phänotyp Flussforelle der Bachforelle.  Sie leben dort ganzjährig im Fluss. Wanderungen in Seen und von Seen in Gewässer finden bei diesem Phänotyp nicht statt. Der Fluss muss jedoch alle Habitate aufweisen. Diese Fische sind geeignet für mittlere bis grössere Mittellandflüsse der Forellen- und Äschenregion. In BF Gewässern der Hanglagen eignen sie sich nicht als Besatzfische, weil der Nahrungsinput zu gering ist. Sie werden dort abwandern. Ebenfalls werden sie aus Gewässern abwandern, die keine belebte Gewässersohle aufweisen. Sind die Porenzwischenräume verstopft und leben keine oder kaum Insektenarten wird der Besatz scheitern. Auch wenn Sie meinen, die massenhaft vorkommenden Köcherfliegen in ihrem Gewässer würden ausreichen und es hätte ja auch noch grosse Mengen an Gammariden, so werden sie mit dem Besatz Schiffbruch erleiden, wenn sie nicht künstlich zufüttern und so die Fische im Gewässer halten. Der Grund dafür ist ganz einfach. Die RBF lebt im Freiwasser und nimmt Nahrung aus der fliessenden Welle oder darüber auf. Wenn sie dazu permanent nach unten zur Gewässersohle muss, um die Insekten und Gammariden dort «rauszupflücken», wird sie abwandern. Anatomisch ist hier die Äsche im Vorteil, die Regenbogenforelle wird dies aufgrund ihrer Maulstellung auf längere Zeit nicht mitmachen. Wenn sich die Insektenzahl verringert, wird sie abwandern! Jungfische kommen mit so einer Situation bis zu einer gewissen Grösse klar, da sie sich ob der Grösse näher am Grund aufhalten, doch sobald sie grösser werden, tritt das Problem zu Tage. Wenn sie also Regenbogenforellen besetzen wollen, die ganzjährig im Fluss bleiben, muss zusätzlich zu den dafür notwendigen Habitaten auch der Nahrungsinput in Maulhöhe oder darüber gewährleistet sein, ansonsten rate ich von einem Besatz ab. Früher wurden viele Gewässer, von Abwässern aus Gastwirtschaftsbetrieben oder Nahrungsmittelfabriken etc. genährt. Diese Situation existiert in Mitteleuropa kaum mehr, also muss die natürliche Nahrungsgrundlage für den erhöhten Nahrungsbedarf der RBF sorgen (der Fisch schwimmt permanent im Freiwasser).

 
5.2 Besatz mit Wanderformen:
Beim Besatz mit wandernden Fischen (Steelheads oder Seeformen) im Fluss/Bach ist mit einer Abwanderung von nahezu 100% der Fische zu rechnen, bevor diese das Fangmass erreichen. Ein Besatz fruchtet nur dann, wenn es sich um einen See-/Meereszufluss handelt und die zurückkommenden Fische im Fluss abgeschöpft werden sollen. Verständlicherweise fruchten Besätze solcher Fische nur in Seezuläufen, die jedoch keine Wanderhindernisse aufweisen dürfen, da die besetzten Fische, was natürlich auch für Steelheads zutrifft, sonst nicht mehr in den Fluss zurückkehren können.

5.3 Besatz mit domestizierten Speisefischen:
Oft werden zum Besatz Fische aus Fischzuchten verwendet, deren Zweck die Produktion von Speisefischen ist. Durch Selektion auf ganz andere Ziele als das Überleben in freier Natur ist ihre genetische Variabilität sehr reduziert. Auch wenn es sich unter Umständen um einen nicht wandernden Stamm handeln würde (was eher unwahrscheinlich ist), sind diese domestizierten, handzahmen Fische in freien Gewässern meist total überfordert. Sie können sich auf die Verhältnisse nicht einstellen und ihren Organismus nicht mit ausreichend Nahrung versorgen. Es sind so genannte "competitive feeders", d.h. Fische, die gezüchtet wurden, um pausenlos zu fressen und zwar alles, was sich bewegt oder ins Wasser fällt. In der Fischzucht ist dies vorteilhaft, in freier Natur jedoch tödlich. Je mehr der Fisch in freier Natur sich bewegt, um Nahrung aufzunehmen, desto mehr nimmt er oft ab, weil ihm der natürliche Instinkt für das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag schlicht und einfach weggezüchtet wurde! Im Fluss, wo die Strömung auch noch erschwerend hinzukommt, nimmt er nun rasch an Gewicht ab. Nun greifen Stressparasiten ein und eliminieren den Fisch, wenn der Fischer, dem nicht schon zuvor ein Ende setzt. Zumindest beim nächsten Hochwasser verschwindet der geschwächte Fisch auf Nimmerwiedersehen. Da diese handzahmen Speisefische bei Gefahr auch kein natürliches Fluchtverhalten zeigen, werden sie auch eine leichte Beute von Reihern, Gänsesägern und Kormoranen.
Wenn dann besonders "schlaue" Bewirtschafter sich auch noch auf Herbstbesätze mit fangfähigen (Speise-)Fischen festlegen, damit die Fische sich „akklimatisieren“ können und noch etwas Ruhe haben, bevor die ersten Fischer ans Wasser kommen, ist der Verlust eines Grossteils der Fische vorprogrammiert. Die überlebenden Regenbogenforellen sind im Frühjahr meist in einem erbärmlichen Zustand (evtl. Ausnahme Seen).
Die gleichen Fehler werden natürlich auch beim BF-Besatz gemacht. Die Folgen eines Besatzes mit fangreifen Bachforellen sind sogar manchmal noch schlimmer, weil die potentielle Gefahr der Hybridisierung mit endemischen Bachforellen besteht.
 

5.4 Besatz mit triplodisierten Fischen

In vielen Fischzuchten werden Regenbogenforellen auch triploidisiert. Durch spezielle Techniken (Druck oder Temperaturverfahren) werden die Eier nach der Befruchtung behandelt, wodurch sich der Chromosomensatz aufspaltet (3 statt 2 Chromosomen). Die Fische sind dadurch steril und können viel schneller wachsen, weil die Hormonproduktion ihr Längenwachstum nicht beeinträchtigt. Es werden auch andere Verfahren wie die Erzeugung rein weiblicher Fische eingesetzt, um dem Kunden immer silberne Fische liefern zu können. Zusätzlich wird seit Jahren in geschlossenen Anlagen auch immer wieder mal versucht, genetisch in das Wachstum einzugreifen. Kommen solche Fische nach Störfällen dann in Gewässer, wie die nachfolgenden Weltrekord-Fische aus dem Lake Diefenbaker(Stausee) in Saskatchewan, so können wahre Riesenfische heranwachsen. Die Obergrenze? - Unbekannt!

6. Was, wo und wann besetzen?

Nicht jeder Stamm eignet sich gleichsam für jedes Gewässer, da ja auch die Regenbogenforelle wie die europäische Bachforelle Phänotypen ausbildet, deren Festigung innerhalb von tausenden Jahren stattgefunden hat. Um einen erfolgreichen Besatz zu tätigen, muss zuerst abgeklärt werden, ob die Habitatsansprüche auch für die Regenbogenforelle ausreichen und falls Reproduktion bzw. Einnischung erwünscht sind, auch die Voraussetzungen dazu gegeben sind. Ein Besatz mit Fischen mit möglichst hoher genetischer Variabilität ist für den Erfolg ebenfalls entscheidend, es sei denn, man verfügt über geeignetes Besatzmaterial, das aus mit dem Zielgewässer vergleichbaren Gewässern stammt. Je nach Gewässertyp empfiehlt sich der Besatz mit der jeweils geeigneten Form:
 
 
6.1 Besatz mit der Flussform
 
Nehmen wir an, Sie verfügen jedoch über ein Gewässer das abflussstabil, kalkhaltig und sehr nahrungsreich ist, im Sommer nicht mehr als 15°C erreicht (PKD!) und im Winter den Forellen strömungsberuhigte Zonen mit mindestens 3°C bietet. In diesem Idealfall können Sie mit Brut eines Stammes arbeiten, der dem Gewässertyp entspricht (flussresident, Seeform, ...). Der Besatzfisch sollte idealerweise direkt aus den Staaten (Fischzuchten für Fliessgewässer, Universitäten, Department of Fish and Game, Wildfänge aus Montana, Idaho, oder B.C. ...) kommen und eine hohe genetische Variabilität besitzen oder von einem Züchter in Europa stammen, der eine ausreichend große Elterntierhaltung solcher Fische hält und sie regelmässig durch Wildfische auffrischt.
Wird das Gewässer mehr als 15°C warm, so empfiehlt sich ein Besatz mit Sömmerlingen, wenn die Temperaturen wieder sinken (September), aber noch ausreichend Nahrung im Gewässer vorhanden ist. So kann der Jungfisch sich noch gut auf natürliche Nahrung umstellen, bevor er sich ins Winterlager begibt. Optimal für den Besatz geeignet sind winterwarme Gewässer, da der Fisch hier ganzjährig Nahrung aufnehmen kann. Hier wachsen die Fische natürlich wesentlich besser ab und erreichen größere Maximalgrößen sofern ausreichend Adultenhabitat zur Verfügung steht.
 
 
6.2 Besatz mit der Seeform:
 
Wollen Sie die Seeform der Regenbogenforelle besetzen, so muss das Gewässer den Anforderungen eines RBF Gewässers entsprechen, damit eine selbsterhaltende Population aufgebaut werden kann. Da das Adultenhabitat der See ist, muss die Durchgängigkeit des Gewässers zum See in beide Richtungen gewährleistet sein. Je nach Nahrungsverhältnissen im See (z.B. viele Jungfische von Cypriniden, Coregonen oder wie in BC Binnenlachsen) können auch extrem großwüchsige, piscivore Regenbogenforellen (Gerrard Stamm der Kamloops) besetzt werden. Meist kommen jedoch Planktonfresser zum Einsatz. Sie können das reiche Nahrungsaufkommen in Seen in Form von Plankton besser nutzen und eine Stufe in der Nahrungspyramide überspringen.
Idealerweise sollten Eier von Wildfischen der Seeform mit Wasser aus dem Oberlauf des Flusses erbrütet werden, in den die Fische dann später zurückkommen sollen. Die Seeform verlässt vor Erreichen des Fangmaßes das Gewässer in Richtung See. Dort hält sie sich in tieferen Schichten auf und ist vor der Befischung relativ gut geschützt. Netzen scheint sie ebenfalls gut ausweichen zu können. Dadurch ist gewährleistet, dass immer genügend Laichfische ins  Gewässer  zurückkehren.
Handelt es sich um ein Gewässer der Barbenregion, das für Forellen im Sommer zu warm wird und stromauf auch noch durch ein Wanderhindernis den Zugang zur Forellenregion versperrt, so findet die RBF keine geeigneten Laichhabitate vor. Trotzdem kann ein Besatz mit der Seeform hier erfolgreich sein. Wenn nämlich Frühjahrslaicher (März/April) gewählt werden, so lässt sich dort zwar keine selbst erhaltende Population, unter Umständen jedoch eine exzellente Fischerei auf kapitale Rückkehrer, aufbauen.
Da zu der Zeit, in der sie zurückkehren werden (Stamm mit Laichzeit im Frühjahr von März-April) das Wasser noch kühl und sauerstoffreich ist, sind die Fische dann bei bester Kondition. Fische, die nicht gefangen werden, kehren später, wenn die Wassertemperatur ansteigt, rasch in den See zurück. Es empfiehlt sich ein Teil der rückkehrenden Fische zu streifen, damit immer nur wildes Besatzmaterial zum Einsatz kommt. Da die Temperatur in Barbenregionen im Sommer unter Umständen über 20 °C ansteigt, ist das Gewässer während dieser Zeit für juvenile und adulte RBF ungeeignet. Zwar ist Brut gegenüber höheren Temperaturen (15-20°) nicht so empfindlich, doch durch PKD kann es zum Totalausfall kommen. Dies bedeutet auch, dass der Besatz mit Brut oder Vorstrecklingen in diesem Fall nicht empfehlenswert ist. Idealerweise besetzen wir in solchen Fällen einjährige Fische (natürlich mit dem Wasser aus dem Oberlauf des Besatzflusses aufgezogen), die im Frühjahr das Gewässer wieder verlassen, bevor es zu warm wird. Man kann dafür die Fische über ein bis zwei Wochen stark füttern, sodass sie nach dem Besatz nach Nahrung suchend automatisch stromab schwimmen. Wenn man für den Besatz das Wetter mit einplant und die Fische zwei Tage vor einem zu erwartenden höheren Wasserstand besetzt, so schwimmen sie dann mit dem ansteigenden Wasser direkt in den See. Als 3-jährige Fische kommen sie dann mit ca. 42-45 cm (oft noch steril) erstmals zurück, manche jedoch erst als 4-jährige (48-53 cm) oder 5-jährige (55-62cm), dafür aber um einiges größer.
Es gibt Seeformen, die aufgrund des schnellen Wachstums erst sehr spät (5-7) Jahr laichreif werden. Sie kehren dann als äußerst kapitale Fische mit Gewichten von bis zu 10 und mehr Kilo in ihr Laichgewässer zurück.
Mehrfachaufstiege sind bei RBF möglich, ja eigentlich die Regel. Es müsste prinzipiell auch möglich sein, mit Flusswasser geprägte Regenbogenforellen direkt in den See zu besetzen, um dadurch eine wesentlich höhere Zahl an Rückkehrern zu erhalten. Regenbogenforellen der Seeform nützen den richtigen Wasserstand und die geeignete Temperatur, um in ihren Geburtsfluss einzusteigen. Gelingt es ihnen nicht, so versuchen sie ihr Glück in einem anderen Zufluss.
Regenbogenforellen laichen nie bei sinkender Wassertemperatur. Es kann jedoch durchaus sein, dass ein Frühjahrslaicher bereits im Oktober im Laichgewässer mit reifen Gonaden auftaucht. Wenn die Wassertemperatur fällt, lässt er sich in tiefe, strömungsberuhigte Zonen zurückfallen, um zu überwintern. Der Laich wird durch die niederen Temperaturen konserviert und verliert nichts von seiner Fertilität. Sobald die Wassertemperatur im Frühjahr wieder ansteigt und mindestens 6°C erreicht, laichen die Fische rasch ab und verlassen danach das Gewässer.
 
In winterwarmen Gewässern in Rheintal beginnt das Laichen der Seeform mit dem Brechen des Frostes (meist nach Vollmond ab Mitte Januar).

Sollte nichts Unvorhergesehenes eingetreten, so sind bei der Seeform immer genügend Laichfische am Laichplatz, da sie sich ja während des Jahres im See in tieferen Zonen aufhalten und sich somit der Fischerei weitgehend entziehen. Wenn die Regenbogenforellen sich sehr gut vermehren, kann es zu Nahrungsmangel in ihren Nischen im Gewässer kommen. Dies ist neben Bestand sichernden Mechanismen wahrscheinlich auch der Grund, warum einige Jungfische bereits im ersten Jahr das Geburtsgewässer in Richtung See verlassen. Es empfiehlt sich jedoch immer, eine Seeform gut zu managen. V.a. wenn die Laichplätze knapp sind, sollte die Entnahme eines Teils der Fische dazu dienen, dass eine Superimposition von Laichplätzen (wohlgemerkt zwischen RBF, denn die Superimposition von BF Laichplätzen durch RBF war ein nicht belegtes Konstrukt von Dr. Peter) verhindert werden kann und die Jungfische nicht vermehrt von den im Frühjahr im Gewässer noch vorhandenen Adulten gefressen werden.

7. Die Größe der Besatzfische

Besätze können nur dann als wirklich erfolgreich bezeichnet werden, wenn sich die Besatzfische einnischen können, ablaichen und eine eigenständige Population bilden. Dies ist jedoch nur im Idealfall möglich, denn viele Gewässer, besonders im Voralpenland aber auch in den Tälern sind schon stark durch Besiedlung in Mitleidenschaft gezogen worden und durch harte Verbauungen der Ufer geschädigt. Bei der Regenbogenforelle braucht es zum Aufbau einer selbst erhaltenden Population wichtige Grundlagen, die aufgrund der bereits erwähnten geographischen, geologischen aber auch biologischen Voraussetzungen nicht nur in Europa schwer zu finden sind.  Selbst wenn alle diese Voraussetzungen erfüllt sind, scheitert die Sache schliesslich an den nicht ausreichend berücksichtigten Hegemaßnahmen.
 

Der Idealfall – Initialbesatz mit Eiern oder Brut von Wildfischen

Auch bei der Regenbogenforelle gilt, dass die Besatzfische so klein wie möglich jedoch so groß wie nötig sein sollten, damit  sie überleben können.

Das bedeutet, dass zuerst die Gegebenheiten am Wasser genau unter die Lupe genommen werden müssen. Sind alle Habitate vorhanden und ist die Wasserqualität sehr gut, so kann mit Brut besetzt werden. Ist der Lebenszyklus irgendwo unterbrochen, so wird die Größe der Besatzfische so weit gesteigert, dass die kritische Phase (z.B. nicht ausreichendes Habitat für die schlecht schwimmenden Brütlinge) überbrückt werden kann. Leider sind in der Realität nur die wenigsten Gewässer für diese Art des Besatzes geeignet.
Wenn das Gewässer mehr Fische ernähren kann, als natürlicher Weise aufkommen (z. B. weil zu wenig Laichplätze oder Jungfischhabitate vorhanden sind) und somit viele Nischen ungenützt bleiben, so kann durch einen Stützbesatz der Bestand noch wesentlich verbessert werden. Für bestandstützende Massnahmen sollten jedoch ausschliesslich Fische des gleichen Stammes verwendet werden, der bereits im Wasser vorkommt und sich dort vermehrt. Damit die Bereiche, wo sich die RBF natürlicherweise im Gewässer fortpflanzen kann, nicht beeinträchtigt werden, sollten sie vom Zusatzbesatz ausgeklammert werden. Für Zusatzbesatz gilt ebenfalls, dass der Fisch möglichst nahe am Wildfisch sein soll. Das Abfangen und Umsetzen eines Teils der natürlich verlaichten Fische in eine Zuchtanlage bevor die intraspezifische Ausdünnung im Gewässer beginnt, ist eine Möglichkeit, um nicht auf bereits teildomestiziertes Besatzmaterial zurückgreifen zu müssen. Meistens genügt es, die kritische Phase zu überbrücken, bis die Fische eine Größe von 8-10 cm erreicht haben und gut schwimmen können (Spätsommer).
Die Bewirtschaftung mit Regenbogenforellen ist nicht ganz einfach und verlangt eine genaue Kenntnis des Gewässers, der Biologie des Fisches und seines Verhaltens.
 
Wenn es sich bei den Besatzfischen um Brut oder Sömmerlinge bis maximal 1-jährige Fische handelt, so sind sie meist noch in der Lage an Gewicht zuzunehmen, und sich im Gewässer einzunischen, es sei denn, die Menge an Besatzfischen ist zu hoch gewählt und ihr Nahrungsbedarf übersteigt die verfügbare Nahrungsmenge.
 
 
Grossfischbesatz?
 
Der Besatz mit fangfähigen, teils sogar kapitalen Fischen hat in manchen Alpengewässern  in den letzten Jahren aufgrund der starken Kormoranpräsenz ebenfalls zugenommen. Eine Regenbogenforelle wird in der Fischzucht konstant gefüttert, und oft wird erst kurz vor dem Besetzen die Fütterung reduziert. Der Fisch ist also nicht auf den Nahrungserwerb in freier Natur vorbereitet. Wenn nun ein solcher Fisch als bereits adulter Fisch in ein Fliessgewässer eingebracht wird, so hat er unter Umständen in der Fischzucht bereits eine Größe erreicht, die über der Größe liegt, die ein Fisch unter natürlichen Bedingungen in diesem Gewässer erreichen kann. Somit ist der Fisch überhaupt nicht in der Lage, mit der verfügbaren Nahrung sein Gewicht nur zu halten, geschweige denn, noch Gewicht zuzulegen. Die Regenbogenforelle legt unter genannten Umständen zur Futtersuche auch grössere Distanzen zurück, um ihren Nahrungsbedarf zu decken. Wenn sie dabei flussab schwimmt, wo im Allgemeinen die Futtergrundlagen besser werden, sich gar über hohe Querverbauungen treiben lässt, so ist durch diese Wanderhindernisse eine Rückkehr an den Ort des Besatzes oft gar nicht mehr möglich.
Grossfische haben aufgrund zu enger Haltung zu dem oft sehr kleine, oder gar runde Flossen. Ein Flussfisch hat im Vergleich dazu sehr grosse Flossen, die nicht nur dazu dienen, die Zahl der Schwanzbewegungen zu reduzieren und somit Kraft zu sparen, sondern auch bei Gefahr eine raschere Flucht ermöglichen. Ein solcher „Quasten(Stummel-)flosser“ hat, als Grossfisch im Fluss besetzt, praktisch kaum Überlebenschancen. Zudem verschandelt er schon rein optisch ein Fliessgewässer.
 
Fische ohne perfekte Flossen bringt kein verantwortungsbewusster Bewirtschafter in ein Gewässer ein!

Aus dem gerade Gesagten lässt sich schlussfolgern, dass Regenbogenforellen, die in einer Größe besetzt werden, die sie im Besatzgewässer überhaupt nicht erreichen würden, nach dem Besatz permanent gefüttert werden müssten oder aber, ab dem Zeitpunkt wo sie besetzt werden, kontinuierlich an Gewicht abnehmen und in Folge von Parasiten heimgesucht werden, die sie schließlich eliminieren. In solchen Fällen stellt sich die berechtigte Frage, was dies mit Bewirtschaftung zu tun hat, wenn man schliesslich weniger Fischgewicht abfängt, als man besetzt hat. Fischfressende Vögel können in diesem Fall kaum als Argument für einen solchen Fehlbesatz herhalten, da sie auch für Vögel zu groß sind. Es gibt allerdings sehr große und nahrungsreiche Gewässer, die es selbst Fischen von über 50 cm Länge noch erlauben, deutlich an Gewicht und Größe zuzunehmen. Solche Gewässer sind jedoch eindeutig nicht die Regel.


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Resultat eines falschen Großfischbesatzes: Abmagerung und in Folge Tod.




Einen Fisch im offenen Gewässer zu füttern, ist zwar aufgrund der besseren Widerstandsfähigkeit gut genährter Fische gegenüber Giften und Schwermetallen (Speicherung/Pufferung im Fettgewebe) in den heute durch Kläranlagen oft geradezu sterilisierten Gewässern durchaus nachvollziehbar, doch sicher nicht wirtschaftlich und mit dem Nachhaltigkeitsprinzip wohl kaum vereinbar.
 

Möglichkeiten für eingeschränkten Grossfischbesatz:
 
Grossfischbesatz lässt sich prinzipiell nur in stark beeinträchtigten Fliessgewässern durchführen, wo Staulagen oder Seen schwache Fische auffangen können, die dort in der Lage sind, sich zu erholen. Dabei muss aber auch die Herkunft der Fische (Stamm und genetische Variabilität) Rechnung getragen werden.
In Flussstrecken kann ein Besatz mit fangfähigen Fischen, wenn überhaupt, nur in Monaten mit starker Nahrungsverfügbarkeit (Mai-Juni) fruchten, sodass die bereits adulten Fische noch geringfügig an Gewicht zulegen können, aber bis zum Herbst vollständig wieder abgefangen werden können. Allerdings stellen solche Besätze auch immer größere Eingriffe in bestehende Lebensgemeinschaften dar, da diese  immer wieder von neuem an einer Einstellung des natürlichen Gleichgewichts gehindert werden. Nur wenn der Lebensraum bereits so stark zerstört ist, dass andere Arten fischereilich weder genützt noch einschneidend geschädigt werden können, die Fischerei aber am Leben erhalten werden soll (Tourismus), können solche Besätze unter Umständen auch gerechtfertigt werden.

Ungelöstes Prädatorenproblem

Ein zusätzliches Problem wurde durch die unkontrollierte Ausbreitung von fischfressenden Vögeln und in den letzten Jahren auch durch Fischotter (v.a. Österreich) erzeugt. Dadurch, dass diese Tiere sich so stark vermehrten, dass sie zum Problem für selbst erhaltende Bestände wurden und diese sogar vernichteten, griffen und greifen Bewirtschafter vermehrt zu Grossfischbesätzen, damit diese Räuber zuerst die Besatzfische fressen und möglicherweise die Wildfische verschont bleiben. Dieses ungelöste Prädatorenproblem zwingt immer mehr Bewirtschafter dazu, den unbeliebten Grossfischbesatz zum Schutze der Wildfische vorzunehmen.


8. Kann der Regenbogenforelle geholfen werden?

Wirkungsvolle Hegemaßnahmen - ein absolutes Muss für flussresidente Regenbogenpopulationen! 

Wenn wir absolut ideale Voraussetzungen zum Besatz mit Regenbogenforellen haben, so sollte der eingebrachte Stamm in der Lage sein, sich selbst zu erhalten. Dafür benötigt es jedoch einen sehr restriktiven Schutz der Laichfische, um ein Zusammenbrechen des Stammes zu verhindern. Wenn der Bestand an Biomasse einer Salmonidenpopulation unter 50% fällt, zerbricht er haben Wissenschaftler festgestellt. Eine zu hohe Entnahme dürfte neben flussbaulichen Massnahmen auch der Grund dafür gewesen sein, dass die vor 1900 in europäischen Fließgewässern besetzten Regenbogenforellen nicht wandernder Stämme trotz der erfolgreichen Introduktion nach einigen Jahren wieder zerbrachen.

Um diesen Mechanismen Rechnung zu tragen, sollte das Schonmass entweder sehr hoch sein (z.B. der Fisch soll drei Mal ablaichen können) oder es sollte ein Teil der Fische an der breiten Basis der Pyramide entnommen werden dürfen. Der Hauptteil an laichfähigen Fischen sollte jedoch durch ein breites Zwischenbrittelmaß geschützt sein. Welche Lösung für das jeweilige Gewässer gewählt wird, hängt von der natürlichen Ausdünnung des Bestandes ab. Sind beispielsweise viele strömungsberuhigte Jungfischhabitate vorhanden (die "sogenanntes "crowding" zulassen), so zeigt sich bei Regenbogenforellen oft eine explosionsartige Vermehrung und in Folge eine Entwicklung einer sehr breiten Basis an Jungfischen, die sich später nahrungsmäßig selbst einschränken. Es kommt zu einem zahlenmässig hohen Bestand, der jedoch ein vergleichsmässig niedriges Stückgewicht aufweist. Sollte dies zutreffen mag es von Vorteil sein, den Bestand durch Hegemaßnahmen (umsetzen oder Entnahme durch Angelei) im unteren Bereich der Pyramide auszudünnen, damit die Fische besser abwachsen können.
In allen Fällen ist natürlich auch zu beachten, dass eine Flussform der Regenbogenforelle, wie auch die Bachforelle, ein Stückgewicht erreicht, das dem Gewässer entspricht, also nicht automatisch auch ausgewachsen immer über 40 cm lang sein muss. Eine Regenbogenforellenbewirtschaftung ist immer in Hinblick auf diese Tatsache zu sehen. Deshalb ist eine Bewirtschaftung mit fangfähigen Fischen auch nicht ganz unproblematisch.
 
 

Strukturverbesserungen für Regenbogenforellen

Mit Strukturverbesserungen lassen sich Fischerträge von Gewässern meist deutlich steigern. Wenn Möglichkeiten dazu bestehen, also Ufergrund zur Verfügung steht und der Hochwasserschutz gewährleistet bleibt, ist dies mit Sicherheit der optimale Weg zur Stärkung der Bestände. Da jedoch zur erfolgreichen Reproduktion ganz bestimmte Bedingungen gegeben sein müssen, die sich unter Umständen auf künstlichem Weg kaum erzeugen lassen, sollten strukturelle Veränderungen in erster Linie auf die Schaffung von Jungfisch- und Adultenhabitaten abzielen. Bei Wanderfischen der See- und Meerform der Regenbogenforelle ist vor allem auf die Durchgängigkeit der Gewässer zu achten.
 
Strukturverbesserungen sollten also generell dem Fischbesatz vorgezogen werden oder zumindest begleitend erfolgen. Besatz sollte keineswegs über die Notwendigkeit struktureller Verbesserungsmaßnahmen am Gewässer hinwegtäuschen. Niemals sollte man sich mit Besatz allein zufriedengeben, solange Gewässer behebbare Defizite aufweisen und die Umsetzung auch mach- bzw. finanzierbar ist. Sobald Revitalisierungen jedoch umgesetzt wurden (also erst nach der Fertigstellung und dem Überwachsen der Bereiche, sodass der Nahrungsinput bereits optimiert ist) und eine erfolgreiche Selbstreproduktion in diesem Bereich festgestellt werden kann, sollte der Besatzplan angepasst werden. Eventuell kann dann in diesem Bereich sogar auf Besatz verzichtet werden. Revitalisierungen sind teuer und langfristige Angelegenheiten. Auf Besatzmassnahmen mit Regenbogenforellen zu verzichten und sich auf Revitalisierungen vertrösten zu lassen, ist leichtsinnig, denn der tatsächliche Erfolg einer Revitalisierungsmassnahme lässt sich nicht auf dem Reissbrett planen und ist sehr davon abhängig, wer für diese verantwortlich zeichnet. 
 



Der Film zum Thema:

Regenbogenforellen - Bekannte - Unbekannte

Ein Dokumentarfilm von Günter Feuerstein über den Lebenszyklus von freilebenden Regenbogenforellen (Seeform) im Einzugsgebiet des Alpenrheins.

Film über Regenbogenforellen

 

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9. Besatzfische - aber woher nehmen?

Nicht alle Fischzuchten haben geeignetes Material für Besatzzwecke. Die Fische sollen im Freiwasser und in den Flüssen ja an Gewicht zunehmen können, da es sonst zu den bereits oben erwähnten Abgängen kommen kann. Sie sollten idealerweise auch eine hohe genetische Variabilität haben, damit sie in der Lage sind, sich gut anzupassen und einzunischen. Nur wenn der Fisch sich im System einnischen kann, also einen selbsterhaltenden Bestand bilden kann, sind Besätze wirklich erfolgreich. Dies bedarf eines gewissen Schutzes der Adultenbestände (Schongebiete), damit immer ein Teil der geschlechtsreifen Fische auch ablaichen kann. Der Großteil der Fischzuchtbetriebe ist jedoch nicht auf Besatzfischzucht sondern auf Speisefischproduktion ausgerichtet. Speisefische sind als Besatzfische nur für Seen und selbst dort auch nur bedingt geeignet. Fische mit runden Flossen sind nicht nur hässlich, sie sind auch in der Nahrungsaufnahme (reduziertes Schwimm- und Fluchtvermögen) beeinträchtigt. Sie gehören nicht in ein Fischgewässer, bestenfalls in einen Angelteich.
 
Falls sie gute Besatzfische brauchen, kann ich ihnen diese auch vermitteln. Eine Bestellung ist jedoch mindestens 8-12 Monate im voraus zu tätigen, da Züchter immer nach der Nachfrage die Anzahl der Eier, die sie auflegen, bestimmen.
 
Copyright © Günter Feuerstein